Wenzel und Ruprecht von der Pfalz. 123 Die besiegten Städte mußten ihre Bündnisse auflösen. Fortan sollten die Städte und die Herren (Fürsten und Ritter) gemeinsam den Landfrieden handhaben. Doch der alte Gegensatz dauerte fort und führte später zu eitlem neuen Städtekriege (S. 128). c) Die Schwächung Deutschlands durch das Erstarken benachbarter Mächte. Bisher hatte unser Vaterland eine übermächtige Stellung unter den europäischen Staaten eingenommen. Nnr von Frankreich schien zur Zeit Philipps des Schonen (S. 116) Gefahr zu drohen. Da wurde dieses Land in einen mehr als hundertjährigen Erbfolgekrieg mit England ver¬ wickelt (1339—1453). Erst der Ausgang des 14. Jahrhunderts brachte dem Deutschen Reiche eine schwere Gefährdung seiner Machtstellung und den Verlust wichtiger Grenz lau de. 1. Im Westen dehnte sich das "us dem französischen Herzogtum Burguud (Hauptstadt Dijon) erwachsene Neuburgundische Reich* immer weiter nach der untern Maas aus. ^ Im Norden vereinigten sich zum Schaden der Hansa die drei skandi¬ navischen Reiche dnrch die Union von Kalmar zu einem Staate (1397). 3. Im Nordosten entstand durch die Vereinigung des Königreichs Polen mit dem Großfürstentum Litauen ein gewaltiges, dem Deutschtum und besonders dem Deutschen Orden feindliches Slawenreich. 4. Im Südosten drangen die Osmanen unaufhaltsam vor und schlugen Wenzels Bruder Sigmund, der inzwischen König von Ungarn geworden war, bei Nikopölis ». d. Donau vollständig in die Flucht (1396). 5. Im Süden lockerte sich die Verbindung mit Italien immer mehr. Gegen eine Geldsnmme verlieh Wenzel einem Mailänder aus dem Hause Visconti, der fast ganz Oberitalien unterworfen hatte, die Würde eines Herzogs. \ d) Die Absetzung Wenzels. Ruprecht von der Pfalz (1400—1410). Verhalten Wenzels gegenüber den Visconti erschien den vier rheinischen Kurfürsten als Reichsverrat. Sie nannten ihn „einen unnützen Ent- Üliederer des heiligen römischen Reiches" und erklärten ihn des Thrones s>ir verlustig. Daun wählten sie aus ihrer Mitte Ruprecht von der Malz znm Könige. Dieser war sehr tüchtig uud voll redlichen Willens, nl)er zu artn an Mitteln, um das gesunkene Ansehen des Kaisers und c§ Reiches zu heben. In seinem Testamente bestimmte er, man solle seine Königskrone und andere Kleinodien verkaufen, um mit dem Erlös seine Schulden beim Apotheker und bei verschiedenen Handwerkern zu bezahlen. , 1 Das seit dem Jahre 1083 zu Deutschland gehörende KönigreichBurgund “at allmählich in mehrere Teile anseinandergesallen; der westliche Teil kam an Frankreich, der nördliche (die Franche-Comtö) an das neuburgundische Reich; der "Nfiche schloß sich den (Eidgenossen an.