I. Ägypter. SO 1. Die Pharaonen. Er man, Ägypten und ägyptisches Leben im Altertum. (Tübingen, Laupp.) [n die graueste Vorzeit geht die ägyptische Königs- würde zurück. Wie lange es gewährt hat, bis aus dem Häuptling eines halbwilden Stammes der göttergleiche Pharao J) wurde, und welche Kämpfe die allmähliche Vereinigung der einzelnen ägyptischen Gaue zu einem Staate bewirkt haben, das kann man heute nicht mehr erkennen. Nur das eine ist noch sichtbar, daß dem Einheitsstaate, wie er im Alten Reiche besteht, ein langer Zeitraum vorher- gegangen sein muß, in dem Ägypten in zwei Staaten zerfiel, in den Süden und in den Norden, oder wie sie im ägyptischen Hofstile zu- sammen heißen, in die beiden Länder. So mächtige, einander ebenbürtige Staaten müssen beide gewesen sein, daß von dem Einverleiben des einen in den andern nicht die Rede sein konnte; beide blieben auch nach der Ver- einigung selbständige Reiche, die zunächst durch jenes sonderbare Verhältnis verknüpft waren, das wir Personalunion nennen. Der König Ägyptens konnte sich zwar den Herrn der beiden Länder oder später sogar den Herrscher- Ägyptens nennen, aber in der offiziellen Titulatur blieb er zu allen Zeiten nur der König von Oberägypten und der König von Unterägypten. " Den Grundstock der weitläufigen königlichen Titulatur bildet der Name, den der König als Prinz getragen hat und der für das Volk und die Geschichte immer der einzig gebräuchliche geblieben ist. Er ist so heilig, daß man ihn in der Schrift nicht unter die gewöhnlichen Worte zu setzen wagt; man schließt ihn daher in einen ovalen Ring ein, der ihn von den anderen pro- fanen Worten trennen soll. Vor ihn setzt man den Titel „König von Ober- \) Der Palast des Königs hieß Far-a, das große Haus; daher stammt der Name Pharao. Von der göttlichen Person des Königs redete man gewöhnlich nur in Um- schreibungen, ähnlich wie man heute in der Türkei von der „Hohen Pforte" spricht.