- 124 — tun. Er mußte die neue Kirche von Grund auf ordnen, den Gottesdienst einrichten und für Prediger und Lehrer sorgen. Unruhen in Deutschland. 6. Die Erhebung der Reichsritter. Es gab in Deutschland zahlreiche Ritter, die auf ihren Gütern schalteten wie die Fürsten in ihren Ländern und gerade wie sie nur dem Kaiser untergeben waren. Sie nannten sich darum voll Stolz Reichsritter. Ein solcher war auch Ulrich von Hutten, dessen Burg in der Nähe von Schlüchtern lag. Weithin in deutschen Landen kannte man Franz von Sickingen, dem die Ebernburg bei Kreuznach und die Burg Laudstuhl bei Kaiserslautern gehörten. Und so gab es noch viele Reichsritter in Franken, Schwaben und am Rhein. Für sie alle war eine schlimme Zeit gekommen. Sie hatten meist wenig Besitz und geringe Einnahmen, und ihre Freiheit wurde stets von den Fürsten bedroht. Da kamen manche von ihnen auf den kühnen Gedanken, die Fürsten überhaupt zu beseitigen; im ganzen Reiche sollte nur der Wille eines starken Kaisers gelten, und dieser sollte dann auch Luthers Lehre überall einführen. 1522 wählten sie Franz von Sickingen zu ihrem Hauptmann. Er kündigte zunächst dem Erzbischof von Trier, seinem Nachbarn, Fehde an; aber die Eroberung von Trier mißlang, und Sickingen mußte abziehen. Ans seinem Rückzüge zerstörte er viele Kirchen und Klöster. Nun aber schlössen mehrere Fürsten, unter ihnen auch der evangelische Landgraf Philipp von Hessen, ein Bündnis gegen die Reichsritter. Ihr Heer erschien vor Sickingens Burg Landstuhl. Die Steinkugeln, die ihre Söldner aus schweren Geschützen gegen die Mauern schleuderten, legten diese in Trümmer. Der Ritter selbst wurde schwer verwundet und übergab die Burg den Siegern. Nach wenigen Tagen starb er. Auch die übrigen Reichsritter waren rasch überwältigt. Hutten, der an'einer schweren Krankheit litt, flüchtete nach der Schweiz und fand Aufnahme bei Zwingli. Auf einer Insel des Züricher Sees hat er bald daraus sein Leben beschlossen. — Mit der Macht und dem Ansehen der Reichsritter war es nun ganz aus. 7. Die üble Lage der Bauern. Schon zu Zeiten Karls des Großen waren viele Bauern unfrei geworden. Doch ging es ihnen immer noch er¬ träglich. Zur Zeit der Kreuzzüge erlangten viele die Freiheit wieder, wenn sie an einem Zuge ins Heilige Land teilnahmen. Brauchten sie damals Felder und Wiesen, so rodeten sie einfach ein Stück Wald aus. Als dieses später ver¬ boten wurde, um die Forsten vor dem Untergang zu bewahren, zogen Tausende von jüngeren Bauernsöhnen nach dem fernen Osten und erwarben in den Slaveuländern eigenen Grund und Boden. Allein schließlich gab es dort An¬ siedler genug, und eine weitere Einwanderung war nicht mehr möglich. Die Folge davon war, daß der deutsche Bauer seinen Besitz häufig unter mehrere Söhne teilen mußte, und die Gütchen wurden dann so klein, daß sie kaum noch eine Familie ernähren konnten. Während so die Einnahmen des Bauern sanken, stiegen seine Ausgaben immer höher; denn die Gutsherren, die vielleicht am Hofe der Fürsten ein üppiges Leben führten, brauchten viel Geld und setzten darum den Zins hinauf. Zu den Abgaben in bar kamen Lieferungen andrer Art. Von allen