tri — 197 — Die Kartoffel wollte sich immer noch nicht einbürgern, weil die Bauern sie für gesundheitsschädlich hielten. Friedrich aber zwang die Leute, sie anzupflanzen, und ruhte nicht eher^ als bis er seine Untertanen vom Werte der Knollen überzeugt hatte. Eine besondere Sorgfalt wandte er gleich seinem Vater dem Seidenbau zu. In allen Teilen des Landes entstanden Fabriken. Die Leinen- indnstrie nahm besonders in Schlesien einen mächtigen Aufschwung. In Berlin errichtete Friedrich eine Porzellanfabrik. Für Kanfleute gründete er eine Bank, die gegen mäßige Zinsen Geld auslieh, sodaß keiner mehr bei Wucherern zu borgen brauchte. Neue Wasserwege erleichterten die Schiffahrt im Lande. Der Planensche Kanal zwischen Havel nnd Elbe verkürzte die Entfernung zwischen Brandenburg und Magdeburg; der Finow-Kanal verband Havel und Oder. Für die großen Aufgaben, die Friedrich sich stellte, brauchte er viel Geld. Die Akzise, die schon der Große Kurfürst eingeführt hatte, wurde bedeutend erhöht, doch sollten dabei die ärmeren Leute möglichst geschont werden. Damm blieben Getreide, Mehl und Schweinefleisch steuerfrei; wohl aber kamen schwere Abgaben auf Wein und Branntwein, die der König für entbehrliche Genußmittel ansah. Als Luxusdinge betrachtete er auch Kaffee und Tabak. Mit diesen Waren sowie mit Salz handelte jetzt allein der Staat, und alle Leute mußten sie von den Personen beziehen, die er bestimmt hatte. Er besaß also das Monopol. Natürlich schrieb der Staat auch die Preise vor, und da er viel Geld verdienen wollte, wurden diese Dinge recht teuer. So kostete das Pfund Kaffee damals wenigstens drei Mark. Die hohen Preise erregten beim Volke viel Unzufriedenheit. Sie wurde noch größer, weil der König d^ Zoll- und Steuer6eamteKaus Frankreich berief, wo schon ähnliche Einrichtungen bestanden. Zudem ärgerten diese Fremdlinge die Leute durch ihren Hochmut. Schließlich stellte sich sogar noch heraus, daß sie den Staat um gewaltige Summen betrogen. Friedrich ließ sich auch die Verbesserung des Rechtswesens angelegen sein. Einige hervorragende Rechtsgelehrte arbeiteten auf seine Weisung hin das Allgemeine preußische Landrecht aus; dieses wurde aber erst 1794 von seinem Nachfolger eingeführt. Alle preußischen Gebiete hatten seitdem ein einheitliches Recht. In religiösen Dingen dachte Friedrich milde und duldsam. Jeder gehorsame Untertan konnte „nach seiner Fa^on selig werden." Deshalb fanden auch solche Leute, die anderswo verfolgt wurden, in Preußen Unter¬ kunft. Selbst der Jesuitenorden, der damals vom Papste aufgehoben und ans den katholischen Staaten vertrieben wurde, blieb in Schlesien, wo er Niederlassungen hatte, unbehelligt. Am Hofe Friedrichs Herrschte das Französische vor. Seine besten Freunde waren Franzosen./ Er selbst sprach und schrieb mit Vorliebe fran¬ zösisch. In jüngeren Jahren spottete er zuweilen über die arme, plumpe Sprache des deutschen Volkes. Gerade während seiner Regierung blühte unsere Literatur ans. Klopstock schuf den „Messias," Lessing seine „Minna von BarnhelmGoethe und Schiller schenkten der Welt ihre Jugendwerke. Dies alles blieb Friedrich gänzlich fremd. Erst kurz vor feinem Tode sprach er die Überzeugung aus, daß das deutsche Volk doch rhu ^ -