— 85 — Rechtschaffenheit und Befähigung er ein solches Vertrauen faßte, daß er ihn nach seiner Thronbesteigung an die Spitze der Regierungsgeschäfte stellte. Er lernte unter der Leitung dieser Männer Sprachen, Geschichte, Geographie und ward zu religiöser Gesinnung erzogen. Die letzten Instruktionen des Vaters hatten ihm an das Herz gelegt, sich der französischen Ein- manderer anzunehmen und den Prinzen Wilhelm von Dramen, den Erbstatthalter von Holland zu unterstützen, der sich an- schickte, seinen Schwiegervater, den katholischen Jacob II. aus dem Hause Stuart, zu entthronen. Friedrich bewies sich sein Leben hindurch als Beschützer des Protestantismus, er nahm sich derjenigen an, die ihres Glaubens wegen verfolgt wurden; Pfälzer, Franzosen und Schweizer fanden in seinem Staate eine neue Heimat. Durch die Pfälzer ist der erste Tabaksbau in der Mark Brandenburg mit Glück betrieben, durch die letzteren manche neue Industrie eingeführt worden. Als Wilhelm von Dramen in der That in England zu dem erwähnten Zwecke landete, verstärkten 6000 Preußen seine Heeresmacht und halfen ihm, das Unternehmen zu dem er- wünschten Ziele führen. Bald sollte Friedrich auch Gelegen- heit finden, seine deutsche Gesinnung durch die That zu be- währen. Ludwig XIV. hatte, gestützt auf die Schwäche des gespaltenen deutschen Reiches, Gewalttätigkeiten gegen das¬ selbe ausgeführt, welche bis dahin in der Geschichte kaum ihres Gleichen hatten. Mitten im Frieden riß er Gebiete von dem Reiche los und verband sie mit Frankreich, so 1681 die freie Reichsstadt Straßburg. Damit nicht zufrieden, mischte er sich in eine deutsche Bischofswahl und machte sich daran, die Pfalz an sich zu reißen. Ehe noch die Kriegserklärung geschehen war, rückten die Franzosen in dieses Land ein und machten sich durch die barbarische Verwüstung desselben be- rüchtigt. Sie verödeten den Grenzstrich der Pfalz gegen Frankreich systematisch zu einer Wüstenei, um ihr Land gegen Angriffe aus Deutschland zu schützen; sie schössen eine Reihe von Städten, wie Worms und Speier, wo sie sogar die Leichen der dort bestatteten deutschen Kaiser beraubten, in Trümmer,