— 158 — sogar nach Böhmen und Bayern, nach Hamburg und den Rheingegenden verschickt. Besonders gedieh der Krebs in diesen Gewässern und wurde in solcher Masse gefangen, daß man im 16. Jahrhundert sechs Schock schöner großer Krebse für 6 Pfennige kaufte. Daß man die kleineren bei solchen Preisen als Schweinefutter benutzte, läßt sich denken. In einem besonders dürren Jahre, als die Wasferlöcher austrockneten oder sich so durchwärmten, daß der Krebs darin nicht mehr aushalten konnte, kroch er auf das Land in das Gras oder gar auf die Bäume, um hinter dem Laube Kühlung zu suchen, von denen er dann, wie der Apfel, herunter- geschüttelt wurde. Der Reichtum an Wassergetier lockte natürlich zahlreiche Vögel in das Oderbruch. Schwärme von wilden Gänsen und Enten bedeckten besonders im Frühjahr die Gewässer; unter ihnen waren besonders die Löffelenten, die Quakenten, die Kriechenten häufig; dazu Wasserhühner, so Blaßhühner (Liehen), Schwäne, Reiher, Rohrdommeln, Störche, Kibitze. Alle fanden reichliche Nahrung. Über dem Bruche schwebte an stillen Sommerabenden ein unermeßlicher Mückenschwarm. Man konnte sich dieser lästigen Insekten nur dadurch erwehren, daß man Rauchfeuer anzündete. An den Ufern der Gewäffer nistete sich der Biber, wie die Fischotter an; ja selbst der Seehund verirrte sich bisweilen in diese Snmpswildnis. Das Oderbruch war nur, wenn der Winter seine Eis- brücken darüber schlug, überall passierbar, sonst gab es nur hier und da verbindende Brücken oder Knüppeldämme, und nur eine Hauptstraße war vorhanden, nämlich die von Berlin über Straußberg und Seelow nach der Neumark führende. Die Menschen nährten sich von dem, was die Natur an Fisch, Krebs und Vogel reichlich und freiwillig bot; der Acker- bau war wenig lohnend und auch die Viehzucht hier, wie im Havelluche, beschwerlich und unergiebig. Der Fluß selbst hatte, wie gesagt, in diesem seinem Thale seinen Lauf vielfach ge- wechselt; in der Zeit, von welcher wir sprechen, lief er von Güstebiese ans westlich vorbei bei Altwrietzen und ging in