— 38 — Gesamte Fürsten und am freudigsten Der jüngere Kunrad; donnergleich erscholl, Oft wiederholt, des Volkes Beifallsruf. Als der Gewählte") drauf sich niederließ, Ergriff er seines edlen Vetters Hand Und zog ihn zu sich auf den Königssitz. Und in den Ring der Fürsten trat sofort Die fromme Kaiserswitwe Kunigund; Glückwllnschend reichte sie dem neuen König Die treu bewahrten Reichskleinode dar. Zum Festzug aber scharten sich die Reih'n, Voran der König, folgend mit Gesang Die Geistlichen und Laien, — so viel Preis Erscholl zum Himmel nie an einem Tag; War' Kaiser Karl gestiegen aus der Gruft, Nicht freudiger Hütt' ihn die Welt begrüßt. So wallten sie den Strom entlang nach Mainz, Woselbst der König im erhabenen Dom Der Salbung heil'ge Weihe nun empfing. Wen seines Volkes Ruf so hoch gestellt, Dem fehle nicht die Kräftigung von Gott! Und als er wieder aus dem Tempel trat, Erschien er herrlicher als kaum zuvor. Und seine Schulter ragt' ob allem Volk. Uhland. 19. Der Anfang der Kreuzzüge. Peter von Amiens, ein frommer Einsiedler, unternahm im Jahre 1093 eine Wallfahrt nach dem heiligen Lande. Seine Gestalt war klein und unansehnlich, die Farbe seines Gesichtes dunkel, gering das Gewand, und die Füße unbekleidet. Die größte Enthaltsamkeit in allem zeichnete ihn aus, und wenn ihm die Worte beredt von den Lippen strömten, ward sein Auge der Ausdruck eines lebhaften Geistes. In der heiligen Stadt Jerusalem hörte er, was die Christen litten, und sah selbst die tägliche Bedrückung. Da regte ihn der Geist an: er möge Hilfe schaffen und für die Rettung der Verlassenen wirken. Der Patriarch Simeon erwies, daß die zur Strafe ihrer Sünden gelähmten Kräfte der morgenländischen Christen für die Befreiung des heiligen Grabes nicht genügten, und daß Erlösung nur von dem kräftigen und gläubigen Abendlande möglich sei. Peter verlangte vom Patriarchen Schreiben an den Papst und an die *) Konrad II. (1024—1039,)