— 40 — pachtet als Christen und nie vergessen, daß wir alle Brüder eines Hauses, Kinder eines Vaters sind. Soll ich wiederholen, was jeder weiß? wie jene über das Heidentum gewonnenen Länder den Christen wieder entrissen und eine Beute der Ungläubigen geworden sind? Wer kann es hören ohne Kammer? lind doch gibt es einen Schmerz, der noch tiefer, ein Unglück, das noch größer ist: denn auch Palästina und Jerusalem sind in den Händen der Feinde. Der Erlöser nnsers Ge- schlechtes, welcher zum Heile aller menschlichen Leib und Gestalt annahm, wandelte in jenem auserwählten Lande. Jede Stelle ist dort geweiht durch die Worte, welche er gesprochen, durch die Wunder, welche er ver- richtet hat; jede Zeile des alten und neuen Testamentes beweiset, daß Palästina als Erbteil des Herrn uud Jerusalem als der Sitz aller Heiligtümer und Geheimnisse rein bleiben soll von jeder Befleckung. Und diese Stadt, die Heimat Jesu Christi, die Wiege unseres Heiles, ist nicht mehr teilhast der Erlösung! In dem Tempel, aus welchem Christus die Kaufleute vertrieb, damit das Heiligtum nicht verunreinigt würde, wird jetzt des Teufels Lehre öffentlich verkündet. Wer darf noch zu Maria der Jungfrau flehen, wer in der Kirche des heiligen Grabes den an- rufen, welcher dem Tode die Macht genommen hat? Lasttiere stehen in den heiligen Gebäuden, und für die Erlaubnis, solch Elend zu schaue», verlangen die Frevler sogar noch schweren Zins. Die Gläubigen werden verfolgt, die Priester geschlagen und getötet. Wehe uns, wenn wir leben uud solchem Unheil nicht steuern! Besser ist sterben, als der Brüder- Untergang länger dulden! Jeder verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich, damit er Christum gewinne; kein Christ streite mehr wider den andern, damit das Christentum selbst nicht untergehe, sondern verbreitet und gefördert werde. Es höre auf Mord und Feindschaft und Bedrückung; es beweise jeder Mut und Tapferkeit, nicht, wo sie den Fluch, sondern wo sie Vergebung der Sünden und die Krone der Mär- tyrer erwerben. Keiner fürchte Gefahr; denn wer für den Herrn streitet, dem sind die Kräfte der Feinde unterthan; keiner fürchte Mangel und Not; denn wer den Herrn gewinnt, ist überall reich; keiner lasse sich durch Klagen der Zurückbleibenden vom Zuge abhalten; denn die Gnade des Herrn wird auch diese schützen!" Noch hatte der Papst seine Rede nicht beendet, als die ganze Ver- sammlnng wie mit einer Stimme ausrief: „Gott will es!" End- lich ward die Ruhe wieder hergestellt, und Urban fuhr fort: