Nur mit sehr großen Verlusten hatten die Unsrigen die Höhen ge- nornmen, auf denen sich die Franzosen wie in kleinen Festungen durch Schanzen und Gräben gedeckt hatten. Die Stellungen waren so fest und sicher, daß man sie für uneinnehmbar gehalten hatte. Der uner- schütterlichen Tapferkeit und dem Todesmuthe der Offiziere und Soldaten war es nur zu danken, daß sie genommen wurden. Manches Regiment verlor allein 30—50 Offiziere und 900 Mann an Todten und Ver- wundeten. Groß aber war auch der Erfolg: die französische Armee mit ihren 150,000 Mann war von den Unsrigen umzingelt und in Metz _ einge¬ schlossen. Sie war wie ein gefangener Riese, konnte nun nicht mit dem Heere des Mac Mahon sich vereinigen, nicht nach Paris marschiren, sondern mußte müßig zusehen, wie die deutschen Truppen die Ueberreste der ehedem so großen französischen Heeresmacht verfolgten. Die für diese noch schrecklicheren Folgen sollten sich bald zeigen. V. Sieg bei Sedan und Napoleons Gefangenschaft. Mac Mahon hatte die Schaaren seiner vom Kronprinzen geschla- genen Armee mit anderen Trnppentheilen vereinigt und so ein ansehn- liches Heer von 100,000 Mann gesammelt. Als er hörte, daß die andere Hälfte der französischen Streitkräfte von den Deutschen bei Metz eingeschlossen sei, so machte er sich auf, um Bazaine aus dem Käfig zu befreien. Der Plan war ganz gut; aber der König merkte es zur rechten Zeit und gab nnferm Kronprinzen Befehl, den Marsch nach Paris nicht fortzusetzen, sondern seine Armee nach dem Norden gegen Mac Mahon zu führen. Ein gleicher Befehl erging an den Krön- Prinzen von Sachsen, unter den nicht blos das sächsische, sondern auch zwei preußische Armeecorps gestellt worden waren. So wurde Mac Mahon von zwei Seiten angegriffen und endlich in der Festung Sedan (Sedang) vollständig umzingelt. Nun hatte man fast die ganze Heeresmacht des Feindes in zwei Festungen einge- schlössen. Während sich aber Bazaine in Metz noch hielt, mußte sich Sedan sammt allen darin befindlichen Truppen ergeben. Zur großen Ueberraschung unseres Königs und der Soldaten wurde da die Eut- deckung gemacht, daß der Kaiser Napoleon selbst in der Festung sich befand und also mit gefangen war. Wie ein Lauffeuer ging diese Nachricht durch die Truppen, welche rings um die Stadt lagerten. Sie wurde mit lautem Jubelrufe und begeistertem Hurrah aufgenommen. Bayern und Preußen, Württem- berger und Sachsen, die hier vereint zusammen gefochten, fielen sich vor Freude in die Arme, und manches Regiment stimmte mit der Musik das Lied: „Nun danket alle Gott" an. So endigte die glorreiche dreitägige Schlacht am 30. und 31. August und 1. September. Am 2. September früh lieferte sich Napoleon selbst nnserm Könige aus und erhielt von ihm das Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel