Das Vorspiel der Perserkriege in Kleinasien: der Ausstand der Jonier. 35 e) Einiges über das Leben und die Sitten der Perser. Die Perser waren ein den Griechen verwandtes (S. 15), tüchtiges und tapferes, mit ebeln Geistesgaben ausgestattetes Volk; in späterer Zeit verweichlichten sie. Besonders wirb ihre Wahrheitsliebe gerühmt. „Für bie größte Schanbe gilt das Lügen", sagt Herodot. An einer andern Stelle berichtet berselbe Schrift¬ steller : „Ihre Knaben erziehen sie vom fünften bis zum zwanzigsten Jahre nur in brei Dingen: im Reiten, im Bogenschießen unb in ber Wahr¬ haftigkeit." Ihr Religionsstifter würbe Z0r0aster (Zarathnstra). Als Gottheiten verehrten sie die Sonne, den Mond und die Elemente, besonders das Jeuer. Sie opferten unter freiem Himmel; Tempel- und Götterbilder waren ihnen un= bekannt. (Vgl. die Germanen.) Wollte jemand ein Opfertier schlachten, so mußte er einen Magier (Priester) hinzuziehen. Der Mächtigste unb Höchste nach den Göttern war ber König, gewöhnlich Großherr ober Großkönig genannt, ber unumschränkte Herr (Despot) über alle Untertanen, welche ihm gegenüber nur als Knechte galten. Seine prächtigen Paläste, von benen noch großartige Trümmer vorhanben sind, lagen in Susa, Persepolis unb Ekbatana. Hier thronte er in fast unnahbarer Majestät; wer vor sein Antlitz kam, warf sich auf bie Erbe; kam jetnanb unangemelbet, fo traf ihn ber Tob. (Vgl. bas Buch Esther.) Den freiheitsstolzen Griechen war biese Vergötterung eines Menschen ein Greuel. Ein auserwähltes Heer, bie 10000 Unsterblichen1, hatte ber König stets zu feiner Verfügung. Außerbem gab es im ganzen Reiche stehende Be- Satzungen, bie burch gute Heerstraßen unb regelmäßigen Postverkehr mit ber Hauptftabt in Verbinbung stauben. Nur auf biese Truppen konnte ber Gro߬ herr sich im Falle eines Krieges verlassen; benn die unterworfenen Volksstämme bes ungeheuren Reiches folgten gezwungen unb ungern feinem Machtworte. Zu ber Flotte stellten bie Jonier unb Phönizier bie Schiffe, benn „die Perser sind feine Seeleute", bemerkt Herobot. Zweiter Zeitraum Die Perserkriege. 1. z>as Mrfpier der Werserkriege in Kteinasien: der Aufstand der Jonier (500—494). Histiäus halte zum Lohne für die Rettung des Darius eine Land- fchaft am Flusse Strymou (in Thrazien) erhalten. Da diese unter seiner einsichtigen Regierung rasch emporblühte, fo rief er bie Besorgnis der Perser wach. Darius ließ ihn unter einem ehrenvollen Vorwande nach Susa kommen, wo der Grieche fortan unter beengender Aufsicht lebte. Deshalb 1 Für Ersatz der eintretenden Verluste war schon im voraus gesorgt. 500 bis 440 v. Chr.