Preußens Niedergan? und Erhebung. 67 Hut der König die vollziehende Gewalt/^ Er ernennt die Minister, er bestätigt und verkündigt die Gesetze und führt sie aus, er hat den Oberbefehl über das Heer u. s. w. Die gesetzgebende Gewalt teilt er mit zwei Kammern, dem Herrenhause und dem Hause der Abgeordneten. Das Herrenhaus und das Abgeordnetenhaus bilden zu- sammelt den Landtag. In den Sitzungen des Landtags werden die Gesetzesvorlagen ge- prüft. Zu jedem Gesetze ist die Übereinstimmung der beiden Häuser des Landtags er- forderlich und zuletzt die Genehmigung des Königs. So wurde Preußen tut Jahre 1850 ein konstitutioneller Staat. 4. Streben nach Einheit. Seitdem Franz II. im Jahre 1806 die deutsche Kaiserkrone nieder¬ gelegt hatte, war Deutschland ohne Kaiser geblieben. Schon lange war es der Wunsch vieler Deutschen, daß Deutschland wieder einheitlich gestaltet werde. Auf einer Volksversammlung zu Frankfurt a. M. beschloß man, dem Könige von Preußen die deutsche Kaiserkrone anzutragen. Friedrich Wilhelm IV. wollte sie aber aus den Händen des Volkes allein nicht an- nehmen, sondern im Einverständnisse mit den deutschen Fürsten handeln. Österreich aber und andere Staaten gaben ihre Zustimmung nicht. Daher blieb der deutsche Bund bestehen. 5. Sorge für das Volkswohl. ^cacyoem tue Unruhen sich im Lande gelegt hatten, blühte auch die Wohlfahrt des Volkes wieder empor. Durch Dampfkraft und Maschinen- wesen machte die Gewerbthätigkeit riesige Fortschritte. In Menge ent- standen großartige Fabrikanlagen (Krupp, Borsig). Zur Belebung des Handels trugen namentlich die Eisenbahnen bei. Dadurch sowie durch die Einführung des elektrischen Telegraphen wurde das Verkehrswesen ganz- lich umgestaltet. Durch die Ermäßigung des Portos wurde der Post¬ verkehr' bedeutend erleichtert. Der Zutritt Hannovers zum Zollverein erschloß dem Handel neue Wege. Auch für die Landwirtschaft sorgte der König unausgesetzt; mehr als 200 Quadratmeilen wüsten Landes wurden urbar gemacht. 6. Förderung von Kunst und Wissenschaft. In hohem Grade erwies sich Friedrich Wilhelm IV. als Förderer der Kunst und Wissenschaft. Unter seiner Regierung wurde der Bau des Kölner Domes wieder in Angriff genommen. Das Marien- burger Ordenshaus in Preußen, die Stammburg der Hohenzollern in Schwaben und der Dom zu Xanten wurden wiederhergestellt. Berlin ver- schönerte der König durch vorzügliche Bildhauerwerke, besonders durch das Denkmal Friedrichs des Großen. Aus andern Ländern zog er hervorragende Künstler und Gelehrte (Alexander von Humboldt) heran und trat mit ihnen m persönlichen Verkehr. Berlin und Düsseldorf wurden die Sitze berühmter Malerschulen. 7. Krankheit und Tod des Königs. Im Jahre 1857 befiel den König eine heftige Krankheit. Die Gefahr c^g zwar vorüber; aber die Aussicht auf Genesung schien ausgeschlossen. Da der König die Regierung nicht weiter führen konnte, übertrug er sie