82 Das deutsche Kaiserreich. Schlacht bei Königgrätz den Sieg herbei. Als Preis dafür empfing er aus den Händen seines Vaters den höchsten Orden für Verdienst im Kriege. Die reichsten Lorbeeren erwarb sich der Kronprinz im Feldzuge gegen Frankreich. Er erfocht die Siege bei Weißenburg und Wörth, kämpfte mit in der Schlacht bei Sedan und brach den letzten Widerstand des Feindes vor Paris. Für seine glorreichen Waffenthaten ernannte ihn König Wilhelm zum Generalfeldmarschall. So hat der Kronprinz Friedrich Wilhelm die Größe Preußens und die Einigung Deutschlands mit erstritten. 4. Der Liebling des Volkes. Friedrich Wilhelm war der Liebling aller Deutschen. Er verstand es besonders mit dem Volke umzugehen. Seine Leutseligkeit gewann ihm uu- widerstehlich die Herzen. Die Soldaten nannten ihn nicht anders als nnsern Fritz. Mit der kurzen Pfeife im Munde, den Feldmantel über- geworfen, marschierte er mit ihnen. Mit einmütiger Begeisterung fochten im französischen Kriege unter ihm die nord- und süddeutschen Truppen, Preußen, Bayern und Schwaben. Der Kronprinz hat schon während des Krieges dazu beigetragen, die deutschen Bruderstämme mit- einander zu versöhnen. 5. Werke des Friedens. Der Kronprinz war ein Förderer aller Friedensthätigkeit. Gelehrte und Künstler waren gern gesehene Gäste in seinem Hause. Er bereicherte die Sammlungen für Kunst und Wissenschaft; namentlich die Museen Berlins verdanken seiner Fürsorge einen neuen Aufschwung. Er hat viel gethan für das Handwerk und das Kunstgewerbe. Auf seine Anregung wurde eine Kunstgewerbe-Ausstellung in Berlin ins Leben gerufen; zehn Jahre später weihte er das neuerbaute Kunstgewerbe-Museum daselbst ein. Seinen wohlthätigen Sinn zeigte der Kronprinz in der Sorge für die Armen und Notleidenden. Er half, wo er nur konnte. Viele gemeinnützige Anstalten (Ferien-Kolonieen für arme kranke Kinder, Krankenhäuser) er¬ freuten sich seiner Förderung. Friedrich Wilhelm war ein warmer Freund der Schule. Oft und gern weilte er in den Schulen, um selbst dem Unterricht beizuwohnen. Er besuchte nicht bloß die Dorfschule in Bornstedt, sondern auch die höhern Schulen: die Gymnasien, die Seminare und die Fortbildungsschulen Berlins. 6. Der heldenmütige Dulder. Stolze Hoffnungen setzte das deutsche Volk in den dereinstigen Herrscher. Aber diese sollten nicht in Erfüllung gehen. — Ganz Deutschland rüstete sich, Kaiser Wilhelms neunzigsten Geburtstag zu feiern. Da flüsterte man sich bang die Kunde zu, der Kronprinz leide an einer bösartigen Hals- krankheit. Vergeblich boten die Ärzte alle ihre Kunst auf. Der stattliche Held siechte dahin. Auf ärztlichen Rat eilte der Kronprinz nach San Remo in Italien, um in der milden Luft des Südens zu genesen. Die bange Sorge der Seinen begleitete ihn.