— 27 — 22. Julius Cäsar. + 44. Casars Person. Julius Cäsar war der größte aller römischen Feldherren. Seinen Vater verlor er früh; aber feine vortreffliche Mutter Aurelia gab ihm eine gute Erziehung. Er hatte einen schwächlichen Kör¬ per; jedoch durch Mäßigkeit im Essen und Trinken erhielt er sich gesuud. Durch allerlei körperliche Übungen, durch Laufen, Schwimmen, Fechten, Rei- ten stärkte er sich so, daß er späterhin alle Anstrengungen und Beschwerden des" Krieges ertragen konnte. Nie war er müßig. Täglich las, schrieb oder übersetzte er etwas. Von seiner Mutter lernte er besonders die Freund- lichkeit im Umgange, wodnrch er sich nachher so beliebt zu macheu wußte. Cäsar unter den Seeräubern. Emst machte Cäsar eine Reise nach Kleinasien, um sich dort in der Redekunst weiter auszubilden. Unterwegs wurde er von Seeräubern über¬ fallen, welche 20 Talente (90000 Mark) Löse¬ geld von ihm forderten. „Was!" rief Cäsar, „für einen solchen Mann, wie ich bin, verlangt ihr nicht mehr? 50 Talente sollt ihr haben." Hierauf schickte er seine Begleiter aus, das Geld zusammenzubringen. Während dessen be¬ nahm er sich nicht wie ein Gefangener, sondern wie der Herr der Seeräuber. Wenn er schlafen wollte, befahl er ihnen, still zu fein. Zu¬ weilen las er ihnen seine Gedichte und Reden vor, und wenn sie diese nicht lobten, so drohte er: „Dafür sollt ihr mir büßen; komme ich los, so lasse ich euch alle ans Kreuz heften!" Die Räuber schrieben diese Freimütigkeit seiner muntern Lauue zu und hatten ihre Freude daran. Endlich brachten seine Leute die 50 Ta¬ lente Lösegeld. Die Räuber setzten ihn ans Land. Aber kaum war er frei, so wußte er sich einige stark bemannte Schiffe zu verschaffen, 3ultu8 Cäsar. holte die Seeräuber ein, eroberte ihr Schiff, ließ sich sein Geld auszahlen und führte die Räuber nach der Küste Klein¬ asiens, wo er sie sämtlich kreuzigen ließ. Seine Nnhmsncht. Bald darauf kehrte Cäsar nach Rom zurück und lebte hier sehr verschwenderisch; besonders verschenkte er große Summen an das Volk und gab zum Vergnügen desselben köstliche Gastmähler und Spiele, um sich die Gunst seiner Mitbürger zu erwerben. Bald war er auch der Liebling des Volkes und wurde zum Erstaunen der Ratsherren zum Oberpriester gewählt, welche Würde sonst nur alte und verdienstvolle Ratsherren bekleideten. Cäsars Emporsteigen. Darnach sollte er als Statthalter nach Spanien geschickt werden. Er hatte aber 36 Millionen Mark Schulden, so daß ihn feine Gläubiger nicht aus der Stadt ziehen lassen wollten. Da wußte er durch seine Gewandtheit den reichsten Römer, Crassns, zu gewin¬ nen, daß dieser für ihn gut sagte. Cäsar reiste ab, und nach kurzer Zeit bezahlte er von der Einnahme in dieser Statthalterschaft seine ungeheuren Schulden. Späterhin kehrte er nach Rom zurück und vereinigte sich mit P ompojus und Crassns zur Teilung der Herrschaft über ^das römische Reich. Er nahm Gallien (Frankreich), Pompejus bekam Spanien, und Crassns ging nach Syrien. In Gallien zeigte er eine unglaubliche Thätig-