— 70 — holländische Prinzessin. Sie war eine fromme Frau und soll die Dichterin des schönen Liedes: „Jesus, meine Zuversicht," sein. Tod des Kurfürsten. Vor seinem Ende ermahnte er den Kurprinzen zur Liebe gegen seine Unterthanen und legte es ihm ans Herz, den Ruhm des Vaterlandes zn mehren. Er starb mit dem Bekenntnis: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt. Nach Flügge, Hahn, Wchel u. o. Preußens Könige etc. 57. Friedrich I. 1701—1713. Vorbereitungen znr Krönung. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst, hatte fein Land zu einem schönen und mächtigen Reiche erhoben, so daß Brandenburg damals mehr Ehre und Ansehen in Europa genoß als manches Königreich. Sein Sohn Friedrich III., der ihm in der Regierung folgte, und der besonders Pracht und äußern Glanz liebte, gedachte daher, das _ Herzogtum Preußen zu einem Königreiche und sich selbst zn einem Könige zu erheben. Als nun auch der deutsche Kaiser seine Einwilligung dazu gegeben hatte, machte sich Friedrich mit seiner Familie und seinem ge° samten Hofstaate im Dezember 1700 auf den Weg nach Königsberg, um sich dort krönen zu lassen. Es war ein ungeheurer Zug. Mau hatte ihn in vier Haiisen geteilt, von denen der erste allein aus vierhundert Wagen be- stand. Fast dreißigtausend Pferde waren nötig, um alle Wagen fortzu- ! schaffen. _ Die Krönung. Am 18. Januar 1701 fand die Krönung und Salbung statt, nachdem am Tage vorher ber schwarze Adlerorden gestiftet I worden. Schon ganz in ber Frühe Versammelten steh bic vornehmsten Männer auf bem Schlosse zu Königsberg. Alle waren aufs prächtigste in Sammet unb Seibe gekleibet. Um neun Uhr erschien Friebrich. Er trug ein scharlachnes, mit (Mb gesticktes Kleib, welches mit diamantenen Knöpfen besetzt war, jeder 28500 Mark an Wert. Um seine Schultern hing der prachtvolle Königsmautel aus rotem Sammet, auf dem man überall Kronen unb Abler ans Golb gestickt sah. Drei große Diamanten, bie über eine ' Tonne Golbes kosteten, dienten als Knöpfe. In einem großen Saal war der Königsthron errichtet. Auf diesem ließ sich der neue König nieder. 1 Dann setzte er sich die Krone auf, nahm das goldene Scepter in die rechte ! und den Reichsapfel in die linke Hand, und nun huldigten ihm alle An- wefenden. Sobalb biefes geschehen, holte man bic Königin ab, krönte sie, führte sie zum Thron unb huldigte auch ihr. Tie Salbung^ Jetzt sollte die Salbung erfolgen. Der prächtige Zug setzte sich nach der Schloßkirche in Bewegung. Der Weg dahin war mit rotem Tuch belegt; au beiden Seiten standen lange Reihen Soldaten. Als der König und die Königin an die Kirchthür gekommen waren, wurden sie von zwei.Geistlichen begrüßt und begaben sich auf die vor dem Altar er¬ richteten Throne. Nach dem Gesauge und der Predigt erfolgte die Sal- bung. Der König trat zum Altar, kniete nieder und legte Krone und Scepter neben sich. Der Bischof von Bär salbte ihn nun au der Stirn und an dem Pulse der reckten und linken Hand und sprach, nachdem er den Segen Gott?s auf den Gesalbten herabgefleht hatte, ein feierliches Anten. Als es ebenso mit der Königin geschehen war, rief das Volk: „Anten, Glück zu dem neuen Könige, Glück zu der Königin!" Dann ging es im festlichen Zuge nach beut Schlosse zurück. Das rote Tuch überließ man beut Volke. Die jubelnbe Menge würbe mit Braten nnb Wein bewirtet. I