— 178 — hatten. Für heidnische Tempel fand sich in der neuen Stadt kein Platz dagegen ließ Constantin den Christen herrliche Kirchen erbauen und den Gottesdienst prächtig einrichten. Wegen der Fürsorge, die er überall dem Chnstenthnm angedeihen ließ, wurde er von den Christen in den Himmel erhoben und als ein Heiliger verehrt, obwohl die christliche Liebe und Milde me in sein Herz gedrungen war. Scharen gefangener Feinde ließ er den wilden Thieren vorwerfen, und selbst die Glieder seiner Familie waren ihres Lebens nicht sicher, wenn sie seinen Argwohn wachriefen. Seinen edlen, tapfern SohnCrifpus, den die eigne Stiefmutter Fa usta verleumdet hatte, ließ er hinrichten, und als sich später dessen Unschuld herausstellte, sprach er auch über seine Frau das Todesurtheil aus. Wäre Constantin' weniger ehrgeizig und argwöhnisch gewesen, so hätte man ihn zu den besten römischen Kaiser rechnen müssen, da er manche treffliche Gesetze gab und die Ordnung in den Provinzen seines weiten Reiches wieder herstellte. — Kaum hatte Constantin seine neue Hauptstadt vollendet, als er sich zu einem Kriege gegen die Perser rüstete, aber er erkrankte schon, ehe er den Zug antrat, und starb in Nikomedien (Hauptstadt von Bithynien, an der Nordwestseite Kleinasiens) im 64. Jahre seines Lebens, 337 n.' Chr. Geb. Erst wenige Tage vor seinem Tode ließ er sich durch die Taufe ins Christenthum aufnehmen; bisher hatte er sich nämlich noch immer dagegen gesträubt, weil er der abergläubischen Ansicht war - die damals von vielen getheilt wurde — daß die Taufe alle frühere Sünden wegwasche, und daß Gott also nur diejenigen strafe, welche man nachher begehe. Uebrigens schien er doch mit aufrichtigem Herzen ins Christenthum einzutreten; denn er sagte dem Bischos, der ihn getauft hatte: „Wenn Gott mir das Leben schenken sollte, so will ich mich bemühen, fortan als ein guter Christ zu leben." 17. Julian der Abtrünnige (Apostata) 361—363. Schon zwei Jahre vor fernem Tode hatte Constantin der Große seine drei unwürdigen Söhne und zwei seiner Neffen zu Erben eingesetzt und zugleich bestimmt, welchen Theil des Reiches jeder regieren sollte. Kaum hatte er aber die Augen geschlossen, als sein zweiter Sohn Con- jtantius, der eigentlich Aegypten und die asiatischen Provinzen haben sollte, sich nach Constantinopel begab und sogleich seine beiden Vettern und Miterbeu, sowie sieben andere nahe Verwandten und die vertrautesten Freunde seines Vaters umbringen ließ. Nur zwei Vettern, Gallus nnd Julian, (Söhne des Julius Constantins, eines Bruders Constautins d. Gr.) die er wegen ihrer großen Jugend nicht fürchten zu müssen glaubte, verschonte er; doch hielt er sie auf einem Schlosse in Kleinasien gefangen. Freilich ließ er sie dort im Christenthum unterrichten, aber das bedeutete nicht viel; denn die Lehrer, welche er ihnen gab, wußten von der Schönheit des Christenthums selbst nichts und meinten genug gethan zu haben, wenn sie ihren Zöglingen unverstandene Glaubenssätze