17 das Geschlecht Karls des Großen. Es waren seit dem Tode des¬ selben traurige Zeiten über die unglücklichen Völker hereingebrochen. Während der Kriege, welche die Nachkommen Karls gegen einander führten, landeten die Normannen, die kriegerischen Bewohner Skan¬ dinaviens, auf ihren leichten Seeschiffen an den Küsten des Fest¬ landes, fuhren in die Ströme ein, raubten und verwüsteten ungestört das wehrlose Land. Sie brannten Hamburg nieder, plünderten Köln und drangen bis Paris vor. Karl der Dicke erkaufte von ihnen den Frieden und gab ihnen Land preis; Arnulf aber erntete großen Ruhm, indem er ihnen eine schwere Niederlage beibrachte. Nicht so glücklich stritt Arnnls mit den Mähren; gegen sie mußte er die wilden Ungarn (Magyaren) zu Hülfe rufen. Diese aber wurden, als Arnulf tot war, und Ludwig das Kind ihm folgte, die allergrößte Plage für unser Land. Ihre raublustigen Scharen brachen über die unbeschützten Grenzen ein, verwüsteten die Äcker und ver¬ brannten die Dörfer, töteten die Männer und schleppten Frauen und Kinder mit sich fort. Der kriegerische Geist schien in den Deutschen erloschen zu sein; Männer und Jünglinge entzogen sich mutlos dem Kriegsdienste und verbargen sich in den Wäldern. Zu den Bedräng¬ nissen, welche von den Normannen und Ungarn kamen, traten noch die Einfälle der Wenden in die östlichen Gebiete des Reiches. Als das Königtum so unmächtig geworden war, gelangten die Herzöge, welche Pipin und Karl in Gehorsam gehalten hatten, wieder zu großer Macht; denn die einzelnen Stämme sahen doch in ihnen die nächste Zuflucht in der Not. Zur Zeit Ludwigs zerfiel Ostfranken (Deutschland) in die Herzogtümer Sachsen, Franken, Baiern, Schwa¬ ben rechts, und in Lothringen links vom Rheine. Als nun der letzte Karolinger gestorben war, schwebte Deutschland in der höchsten Ge¬ fahr, in fünf selbständige Reiche aus einander zu fallen. Aber die allen drohende Kriegsnot bewog die Großen, zusammenzustehen und sich wieder ein Haupt zu wählen. Besonders verdient machten sich um die Einheit des Reiches einige Bifchöfe, z. B. Hatto von Mainz. Man hätte am liebsten Otto den Erlauchten, den Herzog von Sachsen, gewählt: da dieser aber wegen seines Alters die Krone zurückwies, einigte man sich dahin, den Frankenherzog Konrad (I.) auf den Thron zu erheben. Konrad war ein tapferer Mann und ernstlich bestrebt, das Land aus seinem Elende zu erretten. Allein das Schillmann, Leitfaden. 2