— 45 — An ihr ergötzten sich in freien Stunden sogar Kaiser und Könige. Deshalb sind uns zahlreiche Minnegesänge erhalten, von denen manche als vortrefflich gelten. Einzelne Lieder, welche die Thaten großer Helden besangen, wurden auch zu umfang¬ reichen Dichtungen zusammengefügt. Die berühmteste ist daK Nibelungenlied, dessen Verfasser man aber nicht kennt. Dasselbe enthält die Schicksale der Nibelungen, eines burgundi- schen Volksstammes, der zur Zeit der Völkerwanderung seinen Hauptsitz zu Worms hatte. 1.1.1268 n. Chr. 46. Friedrich von Baden. Ein Nachkomme Hermanns IV., Hermann VI., ver¬ mählte sich zur Zeit des Zwischenreichs (v. I. 1254—1273) mit einer Herzogin von Oesterreich und erlangte dadurch die Regierung über dieses Herzogtum. Er starb jedoch frühe. Auf ihn folgte dessen unmündiger Sohn Friedrich unter der vormundschaftlichen Regierung seiner Mutter. Aber der rechts¬ lose Zustand jener Zeit gestattete keinen gesicherten Besitz. Die Witwe wurde vom Herzoge Ottokar von Böhmen aus ihrem angestammten Lande vertrieben und floh an den bayeri¬ schen Hof. Hier lernte der badische Prinz den letzten Sprößling der Hohenstaufen, Konradin, kennen, der ebenfalls sein väterliches Erbe, Neapel und Sizilien, eingebüßt hatte. Das Land war nämlich von einem französischen Prinzen, Namens Karl, widerrechtlich in Besitz genommen worden. Beide Jünglinge be¬ seelte ein schwärmerischer Zug nach kühnen Heldenthaten. Die gleichen Schicksale näherten dieselben einander, und sie schlossen einen Freundschaftsbund fürs Leben. Der fünfzehnjährige Konradin faßte den kühnen Plan, sein Erbe zurückzuerobern, und zog mit einem kleinen Heere nach Italien. Ihn begleitete auch Friedrich. Anfangs ging alles gut. Aber in der Entscheidungsschlacht wurde Konradin besiegt und samt seinem treuen Gefährten gefangen genommen. Der grausame Sieger ließ die unschuldigen Jüng¬ linge zum Tode verurteilen. Konradin und Friedrich saßen gerade beim Schachspiele, als