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An ihr ergötzten sich in freien Stunden sogar Kaiser und
Könige. Deshalb sind uns zahlreiche Minnegesänge erhalten,
von denen manche als vortrefflich gelten. Einzelne Lieder, welche
die Thaten großer Helden besangen, wurden auch zu umfang¬
reichen Dichtungen zusammengefügt. Die berühmteste ist daK
Nibelungenlied, dessen Verfasser man aber nicht kennt.
Dasselbe enthält die Schicksale der Nibelungen, eines burgundi-
schen Volksstammes, der zur Zeit der Völkerwanderung seinen
Hauptsitz zu Worms hatte.
1.1.1268 n. Chr. 46. Friedrich von Baden.
Ein Nachkomme Hermanns IV., Hermann VI., ver¬
mählte sich zur Zeit des Zwischenreichs (v. I. 1254—1273)
mit einer Herzogin von Oesterreich und erlangte dadurch
die Regierung über dieses Herzogtum. Er starb jedoch frühe.
Auf ihn folgte dessen unmündiger Sohn Friedrich unter der
vormundschaftlichen Regierung seiner Mutter. Aber der rechts¬
lose Zustand jener Zeit gestattete keinen gesicherten Besitz. Die
Witwe wurde vom Herzoge Ottokar von Böhmen aus
ihrem angestammten Lande vertrieben und floh an den bayeri¬
schen Hof.
Hier lernte der badische Prinz den letzten Sprößling der
Hohenstaufen, Konradin, kennen, der ebenfalls sein väterliches
Erbe, Neapel und Sizilien, eingebüßt hatte. Das Land
war nämlich von einem französischen Prinzen, Namens Karl,
widerrechtlich in Besitz genommen worden. Beide Jünglinge be¬
seelte ein schwärmerischer Zug nach kühnen Heldenthaten. Die
gleichen Schicksale näherten dieselben einander, und sie schlossen
einen Freundschaftsbund fürs Leben. Der fünfzehnjährige Konradin
faßte den kühnen Plan, sein Erbe zurückzuerobern, und zog mit
einem kleinen Heere nach Italien. Ihn begleitete auch Friedrich.
Anfangs ging alles gut. Aber in der Entscheidungsschlacht wurde
Konradin besiegt und samt seinem treuen Gefährten gefangen
genommen. Der grausame Sieger ließ die unschuldigen Jüng¬
linge zum Tode verurteilen.
Konradin und Friedrich saßen gerade beim Schachspiele, als