§ 10. Muhammed — die Begründung und erste Ausbreitung des Islam. 33 verehrt er nicht als den Gottessohn. Auferstehung und ein jüngstes Gericht lehrt der Koran für alle Menschen. Die größte Seligkeit im Paradiese ge¬ nießen die Gläubigen, welche im Kampf für die Ausbreitung der Lehre Muhammed's gefallen sind. Sie kommen in einen schönen schattigen Garten mit herrlichen Früchten und werden von zahlreichen edlen Jungfrauen be¬ dient. Die Muhammedaner glauben ferner, daß jedem Menschen sein Schick¬ sal unabänderlich bestimmt sei. Niemand kann demselben entgehen, wer durch das Schwert fallen soll. der kann sich nicht davor schützen, auch wenn er dem Kriege fern bleibt, und wer nicht auf dem Schlachtfeld fallen soll, der kann sich in das dichteste Schlachtgewühl stürzen, ohne sein Leben zu gefährden. Zu den religiösen Handlungen gehört ein 5 maliges Gebet am Tage; diesem Gebet gehen regelmäßige Waschungen voran. Auch das Fasten ist eine religiöse Übung. Zu den verdienstvollsten Handlungen gehört aber die Wall¬ fahrt zu dem Grabe des Propheten und zu seiner Geburtsstadt. Ein großes Übel in dem Leben der Muhammedaner ist die Vielweiberei, die von dem Propheten selbst gestattet wird. d) Die erste Ausbreitung des Islam. Die Nachfolger Muhammed's hießen Chälifen. Sie waren Fürsten und Priester zugleich und fuhren fort, die Lehre Muhammed's und ihre Macht mit Feuer und Schwert auszubreiten. Über die Grenzen Arabiens hinaus ergossen sich die Heere mit dem Schlachtrufe: „Allah ist Gott, und Muhammed sein Prophet!" Schon unter dem zweiten Nachfolger Muhammed's, Omar, wurde Palästina, mit Jerusalem, und Ägypten erobert. Von hier zogen die wilden Scharen in die christlichen Länder Nordafrikas und machten sie dem Chalisen Unterthan. Ein berühmter Feldherr, Mnsa. (Moses) sandte 710 von Nordasrika ein Heer unter seinem Unterfeldherrn Tarik über die Meer¬ enge, welche Afrika von Spanien trennt, nach diesem schönen Lande hinüber, welches damals von den christlichen Westgoten bewohnt war. Nicht groß war sein Heer, mit dem er in Spanien landete; aber der Feldherr verstand es, sein Heer zur größten Tapferkeit anzufeuern. „Vor uns" — sagte er — „liegt ein reiches Land, das euch mehr Beute gewähren wird, als je eine andere Eroberung. Wer von uns fällt, dem stehen die Pforten des Para¬ dieses offen, wer leben bleibt, muß Sieger sein, sonst ist er verloren. Ich habe nämlich Befehl gegeben, daß unsere Flotte hinter uns verbrannt werde — seht, da schlägt die Flamme schon enitzor! — Zurück können wir nicht, also kühn vorwärts! Wir haben nur die Wahl zwischen Sieg oder Tod!" Nordöstlich von Cadix bei Xerez stellte der Westgotenkönig Roderich den Muhammedanern das Christenheer entgegen, und 7 Tage verteidigte sich das¬ selbe tapfer, bis sein König den Tod fand. Endlich siegten die Muhammedaner und wurden nun das herrschende Volk in Spanien. Jetzt war das Christen¬ tum in Europa in Gefahr; denn das Volk, welches in Asien und Afrika schon fo viele Reiche gestürzt hatte, es überschwemmte auch bald das Land diesseits der Pyrenäen und fiel m das Frankenreich ein; aber Gott hatte hier schon den Retter erweckt, der das wilde Volk abwehren und das Christen¬ tum schützen sollte; es war der Frankenheld Karl Martell. — Hoffmann's Geschichtsunterricht. 3