— 169 — streng gegen sich selber. Besonderes Vertrauen hatte er zu der Astrologie und verbrachte mit seinem Astrologen S e n i ganze Nächte, um die küns- tigen Schicksale aus den Sternen zu lesen. Mit dem neugebildeten Heere brach er gegen Mansseld auf und besiegte ihn 1626 an der Elbbrücke bei Dessau. Dann verfolgte er den unermüdlichen Kämpen durch Schlesien nach Ungarn. In Dalmatien, auf dem Wege nach Venedig, starb Mans- seld. In voller Rüstung, auf 2 Offiziere gelehnt, erwartete er den Tod stehend. Wallenstein aber verlor durch Seuchen fast sein ganzes Heer. Indessen hatte Tilly den unfähigen Dänenkönig bei Lutte r am B a ren- b erge, nordwestlich vom Harz, besiegt und bis auf seine Inseln gejagt (1626). Nun zog Wallenstein mit neuen Heeren heran und brandschatzte die Nord-und Ostseeländer so unbarmherzig, daß überall Entrüstung laut wurde. Der Kaiser aber gab ihm das Herzogtum Mecklenburg zu ver- walten und ernannte ihn zum General des baltischen Meeres. Ein Dorn im Fuße war ihm die feste Hansastadt Stralsund. Er schwur: „Und wenn sie mit Ketten an den Himmel gebunden wäre, so müßte sie doch herunter." Die Bundesgenossen Stralsunds, die Schweden, wollte er mit Ruten nach Hause peitschen. Aber nachdem er 12000 Magn vor den Wällen Stralsunds verloren, mußte er die Belagerung aufheben. Weil neue Feinde drohten, schloß der Kaiser mit Christian IV. den Frieden zu Lübeck, der diesem wohl sein Land, nicht aber seine verlorene Ehre zurückgab (1629). Vorher hatte der Kaiser das Restitutionsedik t erlassen, das den Evangelischen die Zurückgabe aller Kirchengüter befahl, die sie seit 1552 eingezogen hatten. Dasselbe verschuldet hauptsächlich die Verlängerung des Krieges. Auf dem Reichstage in Regensburg er- hoben sich von allen Seiten so viele und laute Klagen über Wallenstedts Stolz, Herrschsucht und Grausamkeit, daß sich der Kaiser zu seiner Ab- setzung genötigt sah (1630). Ohne ein Wort der Rechtfertigung zog sich der stolze Mann auf seine böhmischen Güter zurück, richtete einen prachtvollen Hofstaat ein und „wartete auf seine Zeit". 4. Die schwedische Periode (1630—36). Der Kaiser verfuhr immer schonungsloser mit den Protestanten. Da kam ihnen von Norden ein Helfer. Gustav Adolf von Schweden, ein Herrscher von könig- licher Gestalt, hohem Feldherrntalent und edlem Herzen, nahm sich seiner Glaubensgenossen und seiner vertriebenen Vettern, der Herzöge von Mecklenburg, an. Für Schweden wollte er als Sieger die Küstenländer der Ostsee gewinnen. Der Kaiser spöttelte bei seiner Kriegserklärung: „Wir haben halt ein neuesFeindl bekommen!" Aber Tilly sagte ernst: „Majestät, kein Feindl, einen rechten Feind!" Die Hofleute aber nann- ten ihn einen Schneekönig, der bald an der südlichen Sonne zerschmel- zen würde. Gustav Adolf landete mit 13 000 Mann wohlgeschulter Truppen während eines Gewitters auf der Insel Usedom. Knieend dankte er Gott für die glückliche Überfahrt; seinen Offizieren und Sol- daten rollten dabei Thränen in den Bart. Da sagte er: „Weinet nicht.