28 Die deutsche Reformation. studierte. Allein angstvolle Sorge um das Heil seiner Seele und der plötz¬ liche Tod eines Freundes bei einem schweren Gewitter veranlaßten ihn, in bas Augustiner _ Kloster zu Erfurt zu gehen. Hier studierte er mit großem Elfer die an emer Kette liegende heil. Schrift. Aber auch die klösterliche Heiligkeit vermochte ihm den Frieden nicht zurückzugeben. Erst als er die Ueber- Zeugung gewann, daß der Mensch nicht durch seine Werke, sondern durch den Glauben andre Barmherzigkeit Gottes in Christo selig werde, fand er Beruhigung. E infolge einer Empfehlung des Ordensvorstehers Staupitz wurde Luther 1508 von bem Kurfürsten Friedrich dem Weisen als Professorder Philosophie an die neugegrundete Universität in Wittenberg berufen, wo er bald darauf auch Prediger an der Stadtkirche wurde. Seine Predigten waren so gewaltig, daß ein wittenbergischer Lehrer sagte: „Der wird die ganze römische Kirche refor- Erm. -jähre 1510 reiste er in Geschäften seines Ordens nach Rom, kehrte aber tief betrübt über die Entartung des Vaticans zurück. b) Anfangs achtete der Papst auf Luthers unerschrockenes Auftreten ^ hielt den ganzen Vorfall für ein unbedeutendes Mönchsqezänke Als aber Luthers Anhänger sich mit jedem Tage mehrten, sah er die Sache mit ernsteren Augen an. Es wurde ein geistliches Gericht eingesetzt, welches den muthvollen Mönch nach Rom forderte (1548). Doch bewirkte Kurfürst Friedrich der Weise, Luthers Gönner, daß dieser auf dem Reichstage zu Augsburg von dem pastlichen Botschafter Cajetanus verhört wurde (Okt. 1518.) Letzterer forderte einfachen Widerruf. Luther indes wollte von seinem Irrthum uberfuhrt werden. Das vermochte Eajetan nicht. Luther reiste nun u.?.ter Zurücklassung einer Apellation an den besser zu unterrichtenden Papst J Stv raoSe9en, Kajetan den Kurfürsten aufforderte, den verwegenen Prediger nac9 Rom zu schicken oder wenigstens aus seinen Landen zu vertreiben. Beides ward abgelehnt. Friedrich entgegnete, daß Luthers Verlangen, vor ein unpar¬ teiisches Gericht gestellt zu werden, ihm billig dünke. Nun schickte der Papst (um den Kurfürsten, der zugleich Reichsverweser war, nicht zu erzürnen) seinen Kammerherrn Karl von Miltiz nach Wittenberg, um Lurhern von weiteren Schritten abzuhalten. Luther erklärte, schweigen zu wollen, wenn auch seinen würde™ £ine 8te^e ^rpflichlung auferlegt und der Ablaßhandel eingestellt c) Allein es sollte anders kommen. Dr. Eck, ein gelehrter, streitsüchtiger Mattn, hatte mit den Wittenberger Theologen Earl stadt (Andreas Boden- stettt aus Carlstadt) und Luther eine Disputation zu Leipzig (Juni 1519). * Hier behauptete der letztere in der Hitze des Streites, daß das Papstthum mcht durch Christum, sondern durch eine menschliche Anordnung späterer Jahr¬ hunderte entstanden sei, welche Behauptung Eck in einem gelehrten Buche zu widerlegen suchte. Mit biesem reiste er nach Rom mtb bewirkte, baß Luther nt ben Bann gethan würbe. Dies ungerechte Verfahren bes römischen Hofes, Luther auf eine bloße anklage seiner Gegner hin^zu verbammeti, schwächte bie Wirkung ber Bann¬ bulle. ^ Nur in wenigen stabten kam man ber gebotenen Verbrennung ber lutherischen Schriften nachj in Sachsen würbe der Bannfluch garnicht einmal veröffentlicht. Um so _ größeren Eindruck dagegen machten Luthers kernige Flugschriften. Ermuthigt durch die Begeisterung, mit welcher seine die Mi߬ bräuche der bestehenden Kirche schonungslos aufdeckenden Bücher überall gelesen