Karl Y. Die Kirchentrennung. 117 trugen. Als ein Mönch, Namens Tetzel, auch in der Gegend von Wittenberg den Ablaß verkündigte, schrieb Luther 95 Sätze oder Thesen gegen den Ablaß und andere Lehren der Kirche nieder und schlug dieselben (am 31. Dctober 1517) an die Schloßkirche zu Wittenberg. Diese Sätze wurden durch die Buchdruckerkunst schnell verbreitet und fanden viele Anhänger. Der Papst schickte gelehrte Männer ab, die Luther beweisen sollten, daß er Unrecht habe. Da jedoch alles vergeblich war, that der Papst ihn in den Bann. Luther aber verbrannte die päpstliche Bulle vor dem Elsterthore zu Wittenberg. Zwingli und Calvin. In der Schweiz stand damals Ulrich Zwingli, Psarer zu Zürich, auf, griff manche Lehren der katholischen Kirche an und stiftete die sogenannte reformirte Kirche. In Genf verkündigte Calvin ebenfalls eine neue Lehre. Seine Anhänger nannten sich auch Reformirte, erhielten aber in Frankreich den Namen Hugenotten, in Schottland Presbyterianer oder Puritaner. Im allgemeinen aber hatten Luthers, Calvins und Zwingli's Lehren große Aehnlichkeit miteinander. Der Reichstag zu Worms. 1152. Kaiser Karl V. hielt darauf zu Worms (im Großherzogthum Hessen) einen Reichstag ab, zu welchem auch Luther be¬ schicken wurde. Von diesem verlangte man frier, daß er seine Lehren widerrufen sollte. Luther ging aber darauf nicht ein, und wurde später, da der Kaiser sein Gegner war, in die Reichsacht erklärt. Für Luthers Sicherheit war jedoch gesorgt; denn der Kurfürst von Sachsen, Friedrich der Weise, ließ ihn auf der Rückreise von Worms durch zwei verkappte Edelleute scheinbar gefangen nehmen und sofort auf die Wart¬ burg (bei Eisenach) führen, wo er vor¬ läufig lebte. Dr. Karlstadt, Luthers Anhänger, ließ sich in Wittenberg große Ausschrei¬ tungen zu Schulden kommen. An der Sprtze von Bauern, Studenten und Manchen brach er in die Kirchen ein, zerschlug Altäre und geweihte Gefäße, die Bilder der Heiligen, Beichtstühle rc. Als Luther diesen Greuel erfuhr, eilte er nach Wittenberg und dämpfte durch achttägiges Predigen die Luther. Flamme des Aufruhrs. Der Bauernkrieg. Da in jener Zeit gewaltiger Bewegungen die Bauern von den Gutsherren noch sehr schwer bedrückt wurden, so verlangten dieselben eine bürgerliche Freiheit. Ja sie rotteten sich zusammen und durchzogen raubend und mordend das Land. Endlich aber gelang es, die rohen Hansen mit Waffengewalt auseinander zu treiben. Ehe aber die Ruhe ganz hergestellt war, brach ein neuer Sturm in Thüringen los. Tbomas Münzer, ein Pfarrer in Thüringen, schwärmte so sehr für die Neuerungen, daß er die Gütergemeinschaft und Wiedertaufe verlangte. An der Spitze raublustiger Horden zog er umher und verwüstete Städte und Dörfer, bis endlich mehrere vereinigte Fürsten mit Heeresmacht gegen die Raubschaaren zu tfelde zogen und den Ausstand dämpften. Hierbei wurde Münzer mit 300 An¬ hängern gefangen genommen und hingerichtet. Der Reichstag zu Speier. 1529. Da Luthers Lehre viele Anhänger fand, wurde nach Speier (in der Rheinpfalz) ein Reichstag berufen. Hier beschloß man, daß die Lutheraner sich bis zu einer allgemeinen Kirchenversammlung aller Neuerungen enthalten sollten. Dagegen aber protestirten Luthers Anhänger, und sie erhielten von diesem Protest den Namen Protestanten. Die Augsburger Confession (1530). Daraus wurde zu Augsburg (in Bayern) ein Reichstag abgehalten, auf welchem die Protestanten ihr Glaubens¬ bekenntniß überreichten, welches die „Augsburger Confession" genannt wird. Der Kaiser erklärte sich als Gegner der Lutheraner und setzte ihnen eine kurze Frist, Zum katholischen Glauben zurückzukehren.