101 aus Südspanien nach Nordafrika und gründeten da ein mächtiges Reich mit der Hauptstadt Karthago. Bei der Belagerung von Hip Po starb (430) der Bischof Augustinus, der Sohn der frommen Monica, einer der größten lateinischen Kirchenväter. Jahrelang führte er ein leicht¬ fertiges, ja lasterhaftes Leben. Aber die Liebe seiner Mutter, ihre Gebete und Thränen ließen ihn nicht los. Der Bischof Ambrosius von Mailand tröstete die traurige Mutter mit den Worten: „Sei getrost, meine Tochter! Es ist unmöglich, daß ein Sohn so vieler Gebete und Thränen verloren gehen kann!" Und die Liebe siegte, die Stunde der Bekehrung kam. Aus dem leichtfertigen Weltkinde wurde ein auser¬ wähltes Rüstzeug der Kirche. Die Vandalen hausten wie Raubtiere in dem eroberten Lande und unternahmen alljährlich Raubzüge in die Küstenländer des Mittelländischen Meeres. Im Jahre 455 eroberten sie Rom und plünderten es in grauen¬ hafter (vandalischer!) Weise. Auf der Heimfahrt verschlang jedoch das sturmerregte Meer die geraubten Schätze. — Die Angeln aus Jütland und die Sachserz von der untern Ems und Elbe gingen 449 nach Britannien, verdrängten die Briten und gründeten sieben angelsächsische Königreiche. Das Land erhielt von den Angeln den Namen England, d. h. Angelland. 6. Wie Attila oder Etzel eine Geißel der Völker ward. Die Hunnen waren auf ihren Verheerungszügen durch Ungarn weiter vor¬ gedrungen. Einer ihrer Führer, Attila, hatte sich zum Herrscher aller Hunnen gemacht. Er gab vor, das Schwert des Kriegsgottes gefunden zu haben und zur „Gottesgeißel" der Völker berufen zu sein. Sein Hof¬ lager befand sich zwischen Donau und Theiß; sein Holzpalast strotzte von Luxus und sah Gesandte vieler Völker. Seine Herrschaft reichte von der Wolga bis zum Rhein. Er selbst war einfach, schrecklich gegen Feinde, gütig gegen Flehende, unparteiisch als Richter. Von dem oströmischen Hofe erpreßte er ungeheure Tributsummen. Mit mehr als einer halben Million Streitern zog er an der Donau stromauf gegen Westen. Blut, Leichen, verheerte Felder und verbrannte Ortschaften bezeichneten seinen Weg. Wohin sein Fuß trat, da wuchs kein Gras mehr. Auf den Kata- launischen Feldern (südlich von Chalons an der Marne) kam es zur Völkerschlacht (451). Auf der einen Seite standen die Hunnen und 451 viele unterworfene Völker unter Attila, auf der andern Seite die Römer, die Westgoten und andere Völker unter Theoderich. Ein Sieg der Hunnen wäre ein Sieg der Barbarei über die christ¬ liche Bildung gewesen. Der Anprall der Hunnen war so furchtbar, daß die Römer wichen und der Westgotenkönig fiel. Aber der Fall ihres Führers entflammte die Wut der Goten, und nach dem blutigsten Ringen wichen endlich die Hunnen. Attila hatte in seiner Wagenburg schon einen Scheiterhaufen aus Sätteln errichten lassen, um sich mit seinen Schätzen zu verbrennen, aber der römische Feldherr, der auf die sieg¬ reichen Westgoten eifersüchtig war, ließ ihn unbehelligt den Rückzug antreten. Im nächsten Jahre fiel er in Italien ein und verbrannte Aquileja am Jsonzo. Die Bewohner der Umgegend flüchteten in die