187 fleisch, genannt Gutenberg, in Straßburg (geb. 1399 in Mainz) auf den Gedanken, die Buchstaben einzeln in Metall, als sogenannte Typen, herzustellen. Statt des Pergaments nahm er das schon im 14. Jahr¬ hundert erfundene Leinenpapier. Von Straßburg ging er nach Mainz, wo er sich mit Peter Schösser und dem Goldschmied Johann Faust vereinigte. Letzterer schoß das Geld zu einer Druckerei vor, in der die Arbeiter eidlich Verschwiegenheit geloben mußten. 1455 erschien das erste große Buch, eine lateinische Bibel. Zum Ärger der Mönche und zum Erstaunen des Volkes verkaufte man die Bücher für den zehnten Teil des bisherigen Preises. Unwissenheit und Brotneid nannten die Kunst ein Höllenwerk und Faust einen Bundesgenossen des Satans. Gutenberg wurde noch vor 1455 von Faust und Schösser aus ihrem Verbände gestoßen. Mit Hilfe des Mainzer Kurfürsten legte er zwar in Mainz eine Druckerei an, doch überlebte er den Undank nicht lange. Der Krieg zerstreute später die Buchdruckergesellen und machte die Er¬ findung zum Gemeingute. Fragen: Warum sind die Erfindungen das Morgenrot einer neuen Zeit? — Welche Folgen hatte jede? 58. Die Ursachen -er Reformation oder jLirchenverbessernng. 1. Die verweltlichte Geistlichkeit. Im Laufe des Mittelalters waren allerlei Mißbräuche in der christlichen Kirche eingerissen. Immer mehr Stimmen erhoben sich, welche die weltliche Herrschsucht der Päpste, das verweltlichte Leben der Geistlichen, das Überhand¬ nehmen der Klöster, die Entartung des Klosterlebens und einzelne Lehren der Kirche hart angriffen. Durch weltliche Mittel suchte der Papst diese Stimmen zum Schweigen zu bringen. Da sollten Bann und Interdikt, Scheiterhaufen, Ketzerkreuzzüge und In¬ quisition das Ansehen der christlichen Kirche erhalten. Der kleine Bann schloß von der Teilnahme an den Sakramenten aus, der große Bann verband mit der Verfluchung die Ausstoßung aus der kirchlichen Gemeinschaft. Das fürchterlichste aller kirchlichen Strafmittel war aber das Interdikt, d. h. das Verbot gottesdienstlicher Handlungen in einem bestimmten Bezirke oder ganzen Lande. Die Kirchen wurden geschlossen, die Glocken nicht mehr geläutet, kein Ehebund kirchlich eingesegnet und die Toten ohne Sang und Klang zur Gruft getragen; die Taufen fanden nur auf ausdrückliches Verlangen statt, und nur den Sterbenden wurde das heilige Abendmahl gereicht. 2. Die römische Habgier. Es erfüllte viele Deutsche mit tiefem Groll, daß durch listige Veranstaltungen des römischen Hofes so viel deutsches Gold und Silber aus kirchlichen Stiftern oder aus den Händen der Gläubigen nach Italien floß. So läßt der fromme, aber auch deutsch¬ gesinnte Walther von der Vogelweide in einem seiner schneidigen Lieder den Papst sprechen: „Ich Hab' zwei Deutsche unter eine Krön' a gebracht, damit das Reich sie stören und belasten, und mittlerweile füllen wir den Kasten. Ich Hab' zum Opferstock gedrängt sie, all ihr Gut ist