— 2 — geführt, dem die deutschen Heere nicht widerstehen konnten. Vielleicht haben die deutschen Volksstämme aus Furcht vor dem mächtigen Römer- Volke gar nicht gewagt, Widerstand zu leisten. Es kann auch an der Einigkeit unter den einzelnen Völkern gefehlt haben u. bergt) Und trotz des Sieges muß er sein Leben lassen? (Vermutungen!) Synthese. Hört, was uns der Dichter darüber erzählt! Drusus Tod. „Drusus ließ in Deutschlands Forsten goldne Römeradler horsten; An den heil'gen Göttereichen klang die Axt von freveln Streichen. Siegend fuhr er durch die Lande, stand schon an der Elbe Strande, Wollt hinüber jetzt verwegen, als ein Weib ihm trat entgegen." Totalausfassung, dabei Erläuterung nicht verstandener Ausdrücke: Forsten, Römeradler horsten, heilge Göttereichen, mit freveln Streichen. Ergänzung und Berichtigung der Wiedergabe. Geläuterte Darstellung unter der Überschrift: Des Drusus Siegeszug. Die Römer wollten das deutsche Land erobern und das deutsche Volk unterjochen. Der römische Feldherr Drusus zog mit einem Heere nach Deutschland. Wohin er kam pflanzte er die Römerfahnen auf zum Zeichen, daß das Land dem römischen Kaiser unterworfen sei. Auch ließ er Festungen erbauen, um die unterjochten Völkerschaften im Zaume halten zu können. Die heiligen Göttereichen, unter denen die Germanen zu ihren Göttern beteten, ließ er umschlagen, und die Altäre, auf denen sie ihre Opfer darbrachten, wurden niedergerissen. So durchzog er sieg- reich die deutschen Gauen bis hin zum Elbestrom. Hier trat ihm ein Weib entgegen. Spekulationsfrage: Wie kann aber ein schwaches Weib es wagen, einem so tapferen und siegreichen Feldherrn entgegenzutreten? Und welches ist ihre Absicht? „Übermenschlich von Gebärde drohte sie dem Sohn der Erde: Kühner, den der Ehrgeiz blendet, schnell zur Flucht den Fuß gewendet! Jene Marken unsrer Gauen sind dir nicht vergönnt zu schauen; Stehst am Markstein deines Lebens, deine Siege sind vergebens! Säumt der Deutsche gerne lange, nimmer beugt er sich dem Zwange; Schlummernd mag er wohl sich strecken, schläft er, wird ein Gott ihn wecken!" Welche Antwort auf uusre Frage? Es ist kein gewöhnliches Weib, das dem Drusus hier entgegentritt; es ist eine Priesterin oder Wahr- sagerin. Und welches war ihre Absicht? Sie warnt den unersättlichen Feldherrn vor dem weiteren Vordringen und verkündet ihm seinen baldigen Tod. Auch weist sie den Drusus darauf hin, daß der Deutsche sich nie dem Zwange beugen, sondern das römische Joch abschütteln werde.