C. Allgemeines I. Grundlegende Erörterungen über die Wichtigkeit des Heinratgeschichtsunterrichts. Jede menschliche Ansiedelung, sie mag groß oder klein, alt oder jung sein, hat ihre Geschichte. Ob nun diese Geschichte für die Bewohner irgendwelche Bedeutung hat? Umherschweifende Stämme werden sich den Platz ihrer vorübergehenden Niederlassung ganz nach dringenden Lebensbedürfnissen heraussuchen, ihn wieder verlassen, wenn er seinen Zweck nicht mehr erfüllt oder wenn unbezwingbare Sucht zum Auf¬ bruch treibt. Wir finden diesen Zustand unter kultivierten Völkern nur ausnahmsweise; die Seßhaftigkeit ist Regel geworden, wenn auch heute noch Zigeuner, Scherenschleifer, Siebmacher u. a. ruhelos umher¬ ziehen. In unseren Schulen sitzen darum glücklicherweise in der überwiegen¬ den Mehrzahl Kinder von seßhaften Bewohnern. Ganz ohne Aus¬ nahme kommen wir freilich über diese Behauptung nicht hinweg; denn leider gibt es auch heutzutage, besonders in großen Städten, viele Fami¬ lien, die von einem Ort zum anderen ziehen. Und wenn sie auch oft lange Zeit an einem Orte fitzen bleiben, sie verändern nicht selten ihren engeren Wohnsitz, das Haus, worin sie wohnen. Kein vernünftiger Mensch wird bezweifeln wollen, daß Seßhaftig¬ keit und größere oder geringere Beweglichkeit die verschiedenartigsten Einflüsse aus die heranwachsenden Kinder ausüben. Wir können diese Einflüsse und ihre Folgen nicht aufzählen, nur im allgemeinen feststellen, daß auch Faktoren hereinspielen, an die man gewöhnlich nicht denkt, wie z. B. Boden- und Anbau- und nicht zum wenigsten Witterungs¬ verhältnisse. Alle die außerordentlich vielen und mannigfachen Verhältnisse wollen wir ruhig zur Seite schieben und uns der Heimatgeschichte wid¬ men. Daß der kultivierte, seßhafte Bewohner sich um die Geschichte seiner Heimat kümmert, ja meist sogar ein tiefes Interesse für sie hat, 19*