— 384 — seine Generale und ganze Armee. Ich will mit der Trommel umschlagen und das gefaßte Urteil der Mederhauung (darauf sich die Soldaten schon gefaßt und gerüst' hielten) abkünden und einstellen lassen." Das ist auch geschehen. Aber die Generale Aldringen, Lothringen, Ossa waren nicht zufrieden, sonderlich ärgerte Aldringen seine verlorene Leibkompagnie. Als sie aber durch die Herren verständigt wurden, daß die Bür¬ ger nicht daran schuldig,- sondern seine eigenen Soldaten (wie oben gemeldet) meineidig geworden, ungezwungen und un¬ gedrungen die Wehren von sich geworfen, selbst die Fahnen zerrissen haben — dessen zu einer wahrhaften Relation wäre noch ein verletzter Soldat in der Stadt im Spital, welcher die Fahnen helfen zerrissen —, ist er wieder etwas begütigt worden. Als nun der Soldat vor den Aldringen gebracht, examiniert und gefragt wurde, er auch die Wahrheit bekannte, daß nicht die Bürger, sondern sie selbst an den Sachen schuldig wären, ist er alsbald noch an demselben Tag zum Tod verurteilt, hinter in den Judenkirchhof geführt, ihm die rechte Hand, mit welcher er zur Fahne geschworen, abgehauen, oben am Galgen geschlagen und gehenkt worden. Darauf ist es still geworden und die Leute haben sich in den Häusern in großer Furcht gehalten. Es hat sich der General Tilly selbst verwundert, daß sich die bloße und geringe Bürgerschaft, die sich auf 900—1000 Mann belaufen, gegen eine so große, starke Armee — so herzhaft gewehrt und drei Stürme abgeschlagen hat." Es wäre nun sehr interessant zu forschen, wie die Meistertrunksage so nach und nach entstanden ist. Im „Bayerland" (Jahrgang 1913, Nr. 35) hat Dr. August Sperl einen köstlichen Artikel „Wie Sagen wandern" veröffentlicht, der wert ist, nachgelesen zu werden. Dieser Artikel hat mich zu einer kleinen Arbeit angeregt (Nr. 41), worin ich nachzuweisen versucht habe, wie die Sage von der sog. „Schweden¬ fahne" entstanden sein kann (siehe auch Seite 168 und 318 dieses Buches!). Wir dürfen den Sagen gegenüber, wenn sie auch meist einen Kern von Wahrheit bergen, recht kritisch sein; gar manchmal verlangt es die Ge¬ rechtigkeit.