Erstes Kapitel. Der Orient. 11 
zwischen den Israeliten sitzen; nur der Stamm Levi erhielt kein 
eignes Gebiet, sondern wohnte zerstreut. 
§ 6. Die Zeit der Richter und der Könige. Mit dem Ver¬ 
luste der Einheit und des Zusammenhanges schwand dem Volke 
auch die Reinheit des Jehovadienstes; neben der Bundeslade zu 
Silo erhoben sich Opferstätten des Baal und der Astarte, selbst 
Jehovabilder wurden, gegen Moses' Verbot, aufgestellt. Die innere 
Zerrissenheit gab die Israeliten den Angriffen der Kanaaniter preis; 
nur dann und wann wußte ein tapferer Krieger einen oder etliche 
Stämme zu kräftigem Widerstände zu befeuern und zum reinen 
Jehovadienste zurückzuführen. So die nördlichen Stämme Barak 
und die Prophetin Deborah, und nachdem der Held Gideon 
den Raubzügen der Midianiter ein Ende gemacht hatte, behauptete 
er auch im Frieden, als Richter, die höchste Gewalt. Der Versuch 
eines seiner 70 Söhne, des Abimelech, durch Gewaltthat [tmdj 1150 
eine Königsherrschaft aufzurichten, gelang nicht, die Zerrüttung 
dauerte fort, und wennauch Jephta Rüben, Gad und Manaffe 
von dem Joche der Ammoniter befreite und sechs Jahre lang den 
Landfrieden schirmte, so drohte doch noch viel größere Gefahr von 
den Philistern, gegen welche Simf ons Heldenkraft nur vor¬ 
übergehend schützte; in einer großen Schlacht wurde Israel geschlagen, 
selbst die heilige Lade ging verloren. Da war es Samuel, [n. 1070 
der als Priester und Richter an die Spitze von Israel trat, aber 
die Bedrängnis durch die Ammoniter und Philister vermochte er 
nicht abzuwenden. In dieser Not rief Saul, der Sohn Kis' aus 
dem Stamm Benjamin, seine Landsleute zum Freiheitskampfe auf, 
und nachdem er die Ammoniter vor Jabes geschlagen, erhob ihn 
das Volk gegen den Willen Samuels, der die Verminderung seines [1055 
Ansehens fürchtete, zum König. 
In langen und harten Kämpfen gelang es Saul, unterstützt 
von seinem Sohne Jonathan, die Stämme des Ostens zurück¬ 
zuweisen und das Übergewicht der Philister zu brechen. Aber der 
Aufstand Davids, des Sohnes Jsai aus dem Stamme Juda, 
der sich im Kampfe gegen die Philister ausgezeichnet hatte, von 
Saul zum Obersten der Leibwache erhoben worden, dann aber 
wegen Verdachts, im Einverständnisse mit den Priestern nach der 
Krone zu trachten, zu den Philistern geflohen war, lähmte seine 
Kraft. Nicht nur führte David nun als Vasall des Königs von 
Gath den kleinen Krieg gegen sein Volk, sondern aus dem Berge 
Gilboa erlitt Israel eine große Niederlage durch die Philister,