146 Drittes Hauptstück. Die neue Zeit. d'Austria grausam unterworfen und teilweise vertrieben, der vom 1568] Vater gehaßte und beargwöhnte Thronfolger Don Carlos starb jung als Gefangener. Dabei ging die hohe Machtstellung Spaniens durch eine verfehlte auswärtige Politik, Uuschlüssigkeit und Kurz¬ sichtigkeit wieder verloren. Philipp blieb ein unthätiger Zuschauer des Heldenmutes, mit welchem die 1522 von Rhodns verdrängten 1565] Johanniter Malta gegen die furchtbare Macht So lim ans II. 1570] verteidigten, so wie der Eroberung von Cypern durch denselben, und selbst die Vernichtung der osmanischen Seemacht durch Juan 1571] d'Austria und die Venetianer bei Lepanto trug wegen Philipps Mißgunst nicht die gehofften Früchte. Die Besitznahme von Portugal, nachdem Sebastian III. in der unglücklichen Schlacht gegen die Mauren verschwunden war, richtete nur die ohnehin welkende Blüte dieses Landes zugrunde, ohne Spanien einen Machtzuwachs zu bringen, und der Versuch, auch außerhalb Spaniens den Prote¬ stantismus auszurotten, schlug nicht nur fehl, sondern endigte sogar mit einem tiefen Fall der spanischen Macht. § 81. Die Befreiung der Niederlande und die unüber¬ windliche Armada. Zur Statthalterin der Niederlande hatte Philipp seine Halbschwester Margaretha von Parma eingesetzt; auf Antrieb des ihr als Ratgeber beigegebenen Cardinals Granvella verschärfte er nicht nur die Ketzergesetze, sondern erlaubte sich auch, um die Einführung der Inquisition vorzubereiten, durch die will¬ kürliche Vermehrung der Bistümer einen Eingriff in die Verfassung, und da auch, nachdem die Niederländer unter Führung Wilhelms vonOranien, Egmonts und des Admirals Hoorn Gran- vellas Abberufung durchgesetzt hatten, die Ketzerversolgungen un¬ vermindert fortdauerten und der König die Einführung der Tridentiner Beschlüsse befahl, schlossen 400 Edelleute zur Abwehr des Glaubeus- 1565] zwanges den Compromiß von Breda und nannten sich stolz mit dem Spottnamen Geusen. Die langverhaltene Wut des Volkes machte sich Luft in Verwüstung von Kirchen und Klöstern. Unzufrieden mit der von Margaretha gegen die Aufrührer geübten Milde schickte Philipp an ihrer Statt den Herzog von Alba als den unbarmherzigen Vollstrecker seiner Blutbefehle mit einem Heere nach Brüssel; Egmont und Hoorn wurden hinterlistig verhaftet und enthauptet, der kluge Wilhelm von Oramen rettete sich durch recht- zeitige Flucht. Die Bluturteile des mit Albas Kreaturen besetzten Rates der Unruhen erstickten jeden Widerstand, mehr als 100 000 Protestanten wanderten aus und trugen ihren Fleiß in gastlichere