I — 22 — Türken Palästina eroberten, wurden die Christen oft schnöde mißhandelt und die geweihten Orte beschimpft und ge¬ plündert. Wehklagend kamen die Pilger nach Europa zu¬ rück und erzählten von dem Jammer in Jerusalem. 2. Peter von Amiens. — Keiner aber verstand die Not der dortigen Christen so feurig zu schildern, als der französische Einsiedler Peter von Amiens. Er hatte eine Wallfahrt nach Jerusalem gemacht und dort die Greuel angesehen, welche die Türken verübten. Auf seiner Heimreise begab er sich nach Rom zum Papste und sprach: „Heiliger Vater, in Jerusalem werden die Drangsale der Christen immer ärger. Der Herr Christus will aber solche Schmach nicht länger dulden. Er ist an seinem Grabe mir im Traume erschienen und hat zu mir gesagt: Auf, Peter, eile in deine Heimat und verkünde dort die Leiden meines Volkes, auf daß die heilige Stadt von den Ungläubigen befreiet werde". Der Papst antwortete: „So gehe denn hin, mein Sohn, erzähle allerorten, was du gesehen und gehöret hast, und rufe die Christen auf, Jerusalem den Türken zu ent¬ reißen". Und Peter that also. Im groben Mönchsrock, einen Strick um den Leib, barfuß und mit einem Kruzifix in der Hand, zog er, auf einem Esel reitend, von Ort zu Ort? Das Volk lief zusammen, wenn es ihn sah. Und er redete begeistert zu der Menge: „Auf, ihr Christen, zum heiligen Kampfe! Der Heiland ruft euch, sein Grab zu be¬ freien aus der Schmach, seine Stadt Jerusalem zu retten aus den Händen der Gottlosen". Die Wirkung dieser Predigt war eine gewaltige. Das Volk sah in dem bleichen, abge¬ zehrten Pilgersmanne, dessen Augen wie Feuer glänzten, einen Boten, von Gott gesendet. Alle Herzen wurden ergriffen von seinen Worten, und allenthalben regte sich ein glühender Eifer, zum Streite gegen die Ungläubigen auszuziehen. 3. Der Kreuzzug unter Gottfried von Bouillon (1096). — Nun berief der Papst eine Kirchen¬ versammlung nach einer Stadt in Frankreich. Eine zahl¬ lose Menge Volkes strömte dort zusammen. Zuerst schilderte Peter in feuriger Rede die Not der Christen im gelobten Lande. Dann sprach der Papst: „Sollen wir noch länger die heiligen Orte den Ruchlosen zum Raube lassen? Auf,