— 23 — gegen die Feinde des Herrn Christus kehret die Schwerter! Als Sieger werdet ihr heimkehren oder die Märtyrerkrone erlangen". Und alles Volk rief: „Gott will es, Gott will es!" Wer an dem Heerzuge teilnehmen wollte, heftete sich ein rotes Kreuz auf die Schulter. Davon wurden die Mitziehenden Kreuzfahrer und die Kriege Kreuzzüge genannt. Im Herbste des nächsten Jahres setzte sich ein gewaltiges Heer von Kreuzfahrern in Bewegung: eine halbe Million Menschen, darunter viele Fürsten und Ritter, zog gegen Morgen. An der Spitze des Zuges stand der fromme und tapfere deutsche Herzog - Gottfried von Bouillon. Anfangs ging alles glücklich. Aber sobald das Heer nach Asien übergesetzt war, begann eine Zeit der Trübsal. Die Kreuzfahrer fanden an den Türken einen tapferen und listigen Feind: sie mußten monatelang einzelne Städte belagern und litten durch die ungewohnte Sonnenglut des südlichen Landes, durch Hunger und Seuchen ungeheure Verluste. 4. Die Eroberung Jerusalems (1099). — End¬ lich, im dritten Jahre nach dem Aufbruch, näherten sich die Übriggebliebenen dem Ziele. Als sie von einer Anhöhe die heilige Stadt vor sich liegen sahen, sanken alle auf die Kniee, und der tausendstimmige Freudenruf: Jerusalem! Jerusalem! erschütterte die Luft. Allein die Eroberung der Stadt kostete noch einen heißen Kampf. Denn ihre festen Mauern wurden durch ein starkes Türkenheer ver¬ teidigt. Die Zahl der Kreuzfahrer aber war auf 20,000 Mann zusammengeschmolzen. Doch ihre Begeisterung ge¬ wann den Sieg. Nach mühevoller Belagerung erstürmten sie endlich unter furchtbarem Blutvergießen die Stadt. Dann wählten sie Gottfried zum Könige. Aber der demütige Held sprach: „Ich will nicht da die Königskrone tragen, wo mein Heiland unter der Dornenkrone geblutet hat", und nannte sich nur Beschützer des heiligen Grabes. Schon im folgenden Jahre starb er, und sein Bruder Balduin wurde nun König von Jerusalem. 5. Der Ausgang und die Folgen der Kreuz¬ züge. — Das Königreich Jerusalem hatte unaufhörliche Kämpfe mit den Türken zu bestehen. Zwar kamen ihm von Zeit zu Zeit neue christliche Heere zu Hilfe; aber die