— 65 — hauchte auch eine edle deutsche Fürstin, die Königin Luise von Preußen, in tiefem Schmerze um Deutsch¬ lands Erniedrigung ihr Leben aus. Als Napoleon nach der Schlacht bei Jena Preußen unter seine Füße getreten, hatte sie mit ihrem königlichen Gemahl und ihren Kindern bis an des Landes äußerste Grenzen, nach Königsberg und Memel, fliehen müssen. Umsonst war sie vor dem Friedens¬ schlüsse von Tilsit mit hoher Würde dem Sieger gegenüber getreten, um eine mildere Behandlung ihres Landes zu er¬ langen : Napoleon zeigte nur Haß gegen das preußische Königshaus. Mit ganzer Seele nahm sie dann an allen Bestrebungen Anteil, das Vaterland aus seiner Bedrückung wieder zu erheben. Doch sie sollte den Morgenglanz der Freiheit nicht mehr schauen: mitten in der Nacht der äußersten Knechtschaft, als nun auch Österreich zu Boden lag, raffte der Tod die fromme Dulderin dahin. Aber ihr hohes Vor¬ bild, ihre warme vaterländische Gesinnung wirkte fort unter dem preußischen Volke. Und ausgezeichnete Männer arbeiteten mit Kraft und Begeisterung an Preußens und Deutschlands Wiedergeburt, unter allen hervorragend der große preußische Minister Freiherr vom Stein. Das war ein hell leuchtender Edel stein der deutschen Nation, dessen Sinn ganz auf die Erhebung des deutschen Vaterlandes gerichtet war. Zwar wurde der deutsche Mann von Napoleon in die Acht erklärt und mußte bis in das ferne Rußland fliehen, aber auch dort ließ er nicht ab, für Deutschlands Rettung zu wirken. 7. Napoleons Weltherrschaft. — Indes schien Napoleon jetzt ganz unüberwindlich geworden zu sein. Sein Reich hatte einen ungeheuren Umfang gewonnen, und die Fürsten fast aller übrigen Länder Europas beugten sich vor feiner Gewalt. Nur das seemächtige England stand ihm noch feindlich entgegen. Mit aller feiner Heeresmacht ver¬ mochte er dem stolzen Jnselvolke nicht beizukommen. Da suchte er den hartnäckigen Feind auf andere Weise zu be¬ zwingen. Er schloß den englischen Schiffen alle Seehäfen des Festlandes, um dadurch den Handel zu vernichten, auf welchem Englands Reichtum und Stärke beruhte. Was kümmerte ihn der unermeßliche Schaden, den die Stockung Andrä, Vaterländische Geschichte. 2. Aufl. 5