48 Griechenland und Macedonien. §. 34. 330-146. Griechenland und Macedonien. Es war vorauszusehen, daß der fortwährende Aufenthalt Alexanders in Asien und sein Tod neue Unruhen in Griechenland verursachen würden. Den Anfang hierin machten die Spartaner, welche unter ihrem Könige Agis II. ganz Griechenland zum Kampf gegen Macedonien aufriefen. Die von Alexan¬ der sehr bevorzugten Athener nahmen keinen Theil daran, wohl aber die mei¬ sten Peloponnesier, so daß Agis ein Heer von 22,000 Mann aufbrachte. Aber 330.Antipater rückte im Peloponnes ein und schlug Agis bei Megalopolis, in welcher Schlacht dieser einen rühmlichen Tod fand. Als Harpalus mit 5000 Talenten, die er Alexander in Ekbatana entwendet hatte, nach Athen kam und sich dort durch Bestechungen einen Anhang verschaffte, wurde durch seine Verhaftung und Flucht der Streit mit Antipater, der seine Auslieferung verlangte, beigelegt. Demosthenes, gleichfalls der Bestechung angeklagt — gewiß mit vollem Unrecht, — wurde zu einer Geldstrafe verurtheilt, die er nicht bezahlen konnte, mußte ins Gefängniß gehen und entfloh nach Trözen. Um sich eine größere Partei in Griechenland zu verschaffen, befahl Alexander, daß sämtliche Verbannte, gegen 20,000, wieder von ihren griechischen Heimat¬ städten aufgenommen werden sollten, was besonders in Athen das Parteiwesen noch vermehrte. Aber bei der Nachricht von Alexanders Tod durchzuckte plötz¬ lich fast ganz Griechenland der Gedanke, jetzt oder nie fei der Augenblick da, die alte Unabhängigkeit zu erkämpfen. Außer Sparta und den böotischen Städten traten alle griechischen Staaten zusammen, die Athener und Ätolier stellten sich an die Spitze, Demosthenes wurde im Triumph zurückgeführt, eine Flotte ausgerüstet, und ein Heer von 30,000 Mann marschirte unter Leosthe- 323.nes nach den Thermopylen und schlug dort Antipater. Dieser zog sich in die feste Stadt La-mia (in Thessalien) zurück und wurde dort belagert, da¬ her dieser Feldzug auch der lamische Krieg heißt. Auch Leonnatus, welcher Antipater zu Hilfe kommen wollte, wurde von Antiphilus, dem Nach¬ folger des umgekommenen Leosthenes, geschlagen, und erst Kr ater us, der gerade mit seinen Veteranen aus Asien ankam, gelang es, die Griechen bei Krannon zu besiegen. Der ganze Bund löste sich auf, die Erhebung war mißlungen. Athen erhielt eine macedonifche Besatzung in den Hafen Mutty- chm, und Demosthenes ward aus den Antrag seiner Feinde (Demades) vom Volke zum Tode verurtheilt. Er floh auf die bei Trözen gelegene Insel Kalauria, verbarg sich im Tempel des Poseidon, und um nicht den Soldaten 322. Antipaters in die Hände zu fallen, nahm er dort Gift und starb. Nun kam der macedonisch gesinnte Phocion an die Spitze der Ver¬ waltung, mußte aber, als durch den Einfluß Polysperchons die Demokratie 317. wieder siegte, in seinem 80. Jahre den Giftbecher trinken. Darauf stand eine Zeit lang der von Kassander eingesetzte Demetrius Phalereus an der 317-307. Spitze Athens, bis er von dem siegreichen Demetrius Poliorcetes ver¬ trieben und abgelöst wurde. Nur einmal noch trat Athen in den Vorder¬ grund, bei dem Einfall gallischer Stämme. Dieselben zogen nach Besie¬ gung Makedoniens mit 200,000 Mann gegen Griechenland. Athen erhielt den Oberbefehl über die Truppen Mittelgriechenlands, stellte sich mit einem Landheer und einer Flotte bei Thermopylä den Barbaren entgegen und schlug sie. Aber auch diesmal kamen die Feinde, wie unter Aerxes, durch Verrath den Griechen in den Rücken; diese flohen auf ihre Flotte, die Gallier zogen