V. Die Reformation in Westfalen. 105 Singen, Verzicht zu leisten. Doch blieb er mit feinen Untertanen der lutherischen Lehre treu. In Iserlohn wirkte Johann Barnhagen 50 Jahre für die Reformation, in Altena Johann Lycaula 1537; er mußte aber nach zwei Jahren die Stadt verlassen, da. man ihn beschuldigte, Anhänger der Wiedertäufer zu sein. Er wurde daun von der Gräfin Anna von Waldeck zum Prediger in Corbach ernannt. — In Unna predigte Hermann von Steinen die neue Lehre. 7. Die Gegenreformation in Westfalen. a. Widerstand des Kaisers. Nach dem Ausbruch des Schmal- kaldischen Krieges drohte auch in Westfalen der neugegründeten evangelischen Krtche große Gefahr. Der Kaiser wollte mit Gewalt die Abgefallenen wieder in den Schoß der katholischen Kirche zurückführen und ging dabei mit aller Strenge vor. Die pro¬ testantischen Geistlichen wurden vertrieben und katholische an ihre Stelle gesetzt (1547). Nur an einigen Orten wagten es mutige Männer, Widerstand zu leisten. Kühn trat Hermann von Steinen in Unna gegen die Maßregeln des Kaisers auf. Die Mitglieder des Schmalkaldischen Bundes wurden in die Reichsacht erklärt und hart bedrängt, wie Konrad von Tecklenburg und die Stadt Minden (S. 95). Die Zeit der Not dauerte aber nicht lange. b. Die Jesuiten. Besonders wirkte der Orden der Jesuiten, der 1540 vom Papste bestätigt wurde, gegen den Protestantismus. Durch Predigt und namentlich durch den Unterricht der Jugend gelang es dem Orden vielfach, Städte und Gegenden wieder zur katholischen Kirche zurückzuführen, wo die Reformation schon festen Fuß gefaßt hatte, z. B. in Paderborn, wo die Jesuiten am Gym¬ nasium lehrten. Hier gründeten sie auch eine katholische Universität, die eine Hauptstütze des Katholizismus wurde. c. Der Religionsfriede. Im Jahre 1552 kam der Passauer Vertrag zustande, worin bestimmt wurde, daß bis zum nächsten Reichstage niemand seiner Religion wegen beunruhigt werden solle. Endlich erhielten auf dem Reichstage zu Augsburg (1555) die Pro¬ testanten völlige Religionsfreiheit und Rechtsgleichheit mit den Katholiken. Da kehrten auch in Westfalen die vertriebenen evan¬ gelischen Geistlichen zurück, und neue Gemeinden blühten auf: Hamm durch Heinrich von Wullen und Kaspar Wallrabe, Kamen durch Johann Buxtorf und Johann Schömberg, Hagen durch Johann Wippermann, Hattingen durch Erasmus Wiesmamt, Dortmund durch Johann Heidfeld. Am Ausgange des 16. Jahrhunderts war Westfalen über¬ wiegend evangelisch. 1905 lebten in der Provinz 1845263 Katholiken und 1733413 Evangelische.