— 59 — b) In Aulis. Um diesen Schimpf zu rächen, rief Menelaos die mächtigsten Fürsten Griechenlands zu einem Rachezug nach Troja auf; die meisten folgten seiner Aufforderung, darunter Achilleus, der der stärkste, und Odysseus, der der klügste der Helden war. Die Führung des Unter¬ nehmens hatte Agamemnon, der Bruder des Menelaos. In der Bucht von Aulis sammelten sich die Scharen der Griechen zur Überfahrt. Eine anhaltende Windstille aber verhinderte die Abreise der Schiffe. Ein Wahr¬ sager, der nach der Ursache befragt worden war, verkündigte: „Agamemnon hat die Göttin Artemis schwer beleidigt, da er eine ihr geheiligte Hirschkuh getötet hat. Als Sühne verlangt die Göttin seine Tochter Iphigenie zum Opfer." Nach langem Zögern entschloß sich endlich Agamemnon, das schwere Opfer zu bringen. Damit aber die Königin Klytemnestra ihre Tochter ziehen lasse, wurde eine List ersonnen. Der kluge Odysseus ging nach Mykene und redete der Mutter vor, ihre älteste Tochter solle mit dem tapfersten und schönsten Helden der Griechen vermählt werden. Die Königin dachte an nichts Böses und ließ ihre Tochter ziehen. In Aulis erfuhr das arme Mädchen die schreckliche Nachricht. Aus Liebe zu ihrem Vater erklärte sich Iphigenie zu sterben bereit. Schon hatte der Priester das Schwert in der Hand, sie zu durchbohren, als sie plötzlich von einer Wolke umhüllt und nach Tauris gebracht wurde. Die Göttin war versöhnt, und ein günstiger Wind brachte die Helden bald nach der Küste Kleinasiens. c) Vor Troja. Sogleich nach der Landung auf dem Gefilde vor Troja begaben sich Menelaos und Odysseus als Abgesandte der Griechen in die feindliche Stadt, um von dem König Priamos die Rückgabe der Helena zu fordern und so dem drohenden Blutvergießen vorzubeugen. Da ihre Forderung abgewiesen wurde, begann der Kampf. Die Stadt Troja war mit Mauern und Türmen stark befestigt und schwer einzunehmen. Die Griechen errichteten vor der Stadt ein Lager mit zahlreichen Holz- hütten, welche mit Rasen oder Schilf überdeckt waren. Die weite Ebene, die sich zwischen diesem Lager und der Stadt Troja erstreckte, war der Schauplatz zahlreicher Kämpfe. Die Anführer kämpften auf Streitwagen, die mit zwei Rossen bespannt waren, die Gemeinen zu Fuß. Als Waffen dienten ihnen Lanze, Schwert, Bogen und Schleuder. Die Brust war durch einen Harnisch geschützt, außerdem hatte jeder Kämpfer einen Schild. Zehn Jahre hat es gedauert, bis die Griechen Troja erobert haben. d) Kampf zwischen Achilleus und Hektor. Die tapfersten Helden der Trojaner waren Hektor, der älteste Sohn des Königs Priamos, und Äneas, ein Sohn der Göttin Aphrodite. Auf der Seite der Griechen war der Tapferste Achilleus, dann sein Freund Patröklos. Oft schon hatte Hektor die Griechen bis an ihr Lager zurückgeschlagen, und einmal wäre es ihm beinahe geglückt, die Schiffe der Griechen in Brand zu setzen. Neun Jahre lang wurde ohne Entscheidung gekämpft. Im zehnten Kriegs¬ jahre brach zwischen Agamemnon und Achilleus ein erbitterter Streit aus, Roßbach, Geschichtsbuch für mittlere Schulen. I. 5