ihren Acker schließlich brach liegen lassen, so daß er vielfach verkam und infolge von Verschuldung verkauft wurde. Die auswärtigen Kriege hatten Rom große Gebiete zugeführt, die Macht Roms gewaltig vergrößert und den Reichtum maßlos erhöht. Mit dem Reichtum wuchsen in Rom die Genußsucht und das Streben nach Wohlleben und Üppigkeit immer mehr. Die Reichen brachten ausgedehnte Landgüter und Staatsländereien an sich und ließen sie durch ihre zahlreichen Sklaven bebauen. Dadurch verschwand der freie Bauernstand immer mehr und häufte sich in Rom eine Menge herabgekommener, aber genußsüchtiger und bestechlicher Bürger an. 2. Oie Anträge der Gracchen. Deshalb stellte der Volkstribun Ti- berins Sempronius Gracchus den Antrag, daß niemand mehr als 1000 Morgen Staatsland besitzen dürfe, und daß das überschüssige Land in Form von kleinen Bauerngütern an besitzlose Bürger gegen eine jährliche Abgabe verteilt werden solle. Tiberins wollte auf diese Weise einen wohlhabenden Mittelstand gründen. Die Volksversammlung stimmte dem Antrag zu, aber die Ausführung des Planes stieß auf große Schwierigkeiten, auch war die Senatspartei ent¬ schieden dagegen. Als sich Tiberius gegen das Herkommen für das folgende Jahr wieder zum Volkstribunen wählen lassen wollte, wurde er von der Senatspartei erschlagen und sein Leichnam in die Tiber geworfen. Der jüngere Bruder des Erschlagenen, Gains Sempronius Gracchus, er¬ neuerte zehn Jahre später den Antrag auf Ackerverteilung, suchte aber zu¬ gleich die ärmere Bevölkerung der Hauptstadt durch Getreidespenden und die italischen Bundesgenossen durch Verleihung des Bürgerrechtes zu ge¬ winnen. Der letzte Vorschlag ging nicht durch, und Gaius Gracchus fiel ebenfalls in einem Kampfe zwischen der Senats- und Volkspartei. Viele seiner Anhänger verloren mit ihm das Leben. So war die von den Gracchen hervorgerufene Bewegung im Blute erstickt und die Lage der ärmeren Bevölkerung blieb unverändert. 3. Cornelia, die Mutter der Gracchen, a) Die Mutter der beiden Gracchen war Cornelia, die Tochter des älteren Scipio, des Siegers von Zama. Nach dem frühen Tode ihres hochangesehenen Gemahls widmete sich Cornelia ganz der Erziehung ihrer Söhne. Sie war eine hochbegabte Frau, voll Liebe zu ihrem Gatten und ihren Söhnen, fromm und sittenrein. Gleich ihren großen Vorfahren, den Scipionen, schätzte sie griechische Kunst und Wissenschaft besonders hoch, durch ihre Sittenreinheit aber und durch ihre vornehme Gesinnung gab sie in jener Zeit, in der Zucht und Sitte in Rom schon arg gelockert waren, ein leuchtendes Beispiel echter Weiblichkeit. b) Als ihr einst eine vornehme Freundin bei einem Besuche ihre Schmucksachen und Kostbarkeiten zeigte, wies sie auf ihre wohlerzogenen Söhne und sagte: „Das sind meine Schätze." Auf die Söhne setzte sie alle ihre Hoffnung, und sie geachtet und geehrt zu sehen, wie ihre Ahnen, wäre ihr größter Stolz gewesen. „Wird man mich immer nur die Tochter