Die übrigen Kreuzzüge. 147 Jerusalem bestand jetzt aus dem Gebiete von Jerusalem, den Grafschaften Tripolis, nördlich von Sidon, und Edessa, sowie aus den Fürstentümern Antiochien und Liberias. 3) Die übrigen Kreuz;üge. Das Königreich Jerusalem hatte mit den Mohammedanern harte Kämpfe zu bestehen; aber Balduin war ein kräftiger Herrscher; er er¬ oberte auch noch die bedeutendsten Orte Palästinas am Mittelmeere, und unter seinem Nachfolger wurde auch Tyrus unterworfen. Die italienischen Städte Genua und Venedig, die damals mit dem Morgen¬ lande lebhaften Handel trieben, unterstützten das junge Königreich; auch von Deutschland aus erfolgte ein fortwährender Zuzug von Pilgern, sowie von größeren und kleineren Heeren. Als trotzdem Edessa wieder in die Hände der Türken fiel, unternahmen Kaiser Konrad III. und Ludwig VII. von Frankreich, besonders durch die begeisterten Reden des Abts Bernhard von Clairvaux angefeuert, den zweiten Kreuz¬ zug (1147), aber ohne Erfolg. Die Lage der Christen im Morgenlande wurde verschlimmert durch die Uneinigkeit ihrer Fürsten; als daher die Mohammedaner in dem Sultan Sa lad in einen tüchtigen Führer fanden, fiel selbst Jerusalem und danach ganz Palästina in ihre Hände; die Christen behaupteten nur Tyrus. Aus die Kunde von diesem schreck¬ lichen Ereignis entschlossen sich (1189) Friedrich Barbarossa, König Philipp August von Frankreich und Richard Löwenherz von England zu dem dritten Kreuzzuge; aber auch sie vermochten Palästina den Ungläubigen nicht wieder zu entreißen. Da vereinigten sich (1204) deutsche^ französische und italienische Ritter zu dem vierten Kreuzzuge; doch sie gelangten nicht nach Palästina, sondern eroberten Konstantinopel und gründeten dort das sogenannte lateinische Kaiser¬ tum. So groß war die Begeisterung für die Wiedereroberung Palästinas, daß einst 50 000 Kinder aus Frankreich und Deutschland zur Eroberung des heiligen Landes auszogen, die aber unterwegs sämtlich umkamen, oder von den Türken zu Sklaven gemacht wurden. Den fünften Kreuzzug veranstalteten (1217) der König von Ungarn, die Herzöge von Bayern und Östreich und Graf Wilhelm von Holland, der eine friesische Flotte führte. Auf dem sechsten Kreuzzuge erlangte Friedrich II. (1128) durch Vertrag mit dem Sultan Jerusalem, Bethlehem, Nazareth, Ramla und das zwischen diesen Städten und der Küste gelegene Land. Als (1239) Jerusalem wieder von den Un¬ gläubigen erobert und das heilige Grab verwüstet wurde, unternahm König Ludwig IX., der Heilige, (1248) den siebenten Kreuz zug. Er wollte zuerst Ägypten, den Schlüssel Palästinas, erobern, richtete aber nichts aus; auf einem zweiten Zuge (1270) starb er schon unter¬ wegs vor Tunis, und sein Heer kehrte um. Auch an diesem Zuge nahm eine friesische Flotte teil, die zwar bis nach Palästina gelangte, aber dort nichts auszurichten vermochte. Seitdem hörten die größeren Kreuzzüge aus; 1291 ging auch die letzte Besitzung der Christen in Palästina, Aston, verloren. 10* 1291