— 239 — von Sansibar aus sofort bedrohen. Sie taten es denn auch und beschossen sowohl Daressalam wie Bagamojo und nahmen dort liegende deutsche Fahrzeuge weg. Unsre Truppen verzichteten auf die Verteidigung dieser Mstenorte, um sie nicht nutzlos zu gefährden. Bald darauf be¬ gannen die Briten nun auch Truppen zu landen und von Britisch-Ost- asrika aus in unser Ostafrika einzudringen. Seit dem August 1914 hat es daher zahlreiche Gefechte gegeben. Der kleine deutsche Kreuzer Königsberg konnte vor Sansibar den britischen Kreuzer Pegasus in den Grund bohren; der hatte vorher Daressalam und Bagamojo beschossen. Selbst die Belgier griffen unser Ostafrika an, und fo wurde dies auf drei Seiten bedroht. Trotz alledem hielten sich die deutschen Streitkräste vorzüglich. Anfang November konnten sie bei Tanga einen bemerkenswerten Sieg über einen achtfach überlegenen Gegner erringen. Die Briten schifften bei Tanga mindestens 8000 Mann aus. Die deutschen Streit¬ kräfte griffen die Feinde trotz ihrer Überzahl an. Sie hatten allerdings den Vorteil, daß die Kämpfe im Busche stattfanden. In ihm hatten sie durch Marken die Entfernungen genau angezeigt. So konnten sie auf die britisch-indischen Truppen ein vernichtendes Feuer richten. Drei Tage währte das Ringen mit der außerordentlichen Übermacht. Dann aber flüchteten die Feinde Hals über Kopf und ließen 8 Maschinen¬ gewehre, 300 000 Gewehrpatronen, 1000 wollene Decken und 30 Feld¬ fernsprecher in den Händen unsrer Truppen, die solche Beute recht gut gebrauchen konnten. Dazu hatte der Feind noch gegen 3000 Mann ver¬ loren, und so erlangten sie auch noch viele Gewehre und sonstige Aus¬ rüstungsstücke. Die Feinde mußten schnell auf ihre Schiffe flüchten. Dieser Sieg bei Tanga hob den deutschen Kriegsmut natürlich sehr. Seit dem Tangaer Novembersiege haben sich Briten wie Belgier noch manche empfindliche Schlappe geholt. So verloren die Briten in dem zweitägigen Gefechte bei Jassini (am 18. und 19. Januar 1915) wieder gegen 700 Mann und 60 000 Patronen nebst 350 Gewehren. Bis Ende des ersten Kriegsjahres ist es den Briten nicht gelungen, ein größeres Stück von unserm Ostafrika zu erobern. Sie dringen wohl hier und da ein und besetzen auch einen Grenzabschnitt, aber sie werden meistens wieder hinausgejagt. Nur die Königsberg, welche sich in die Rusidschimündung geflüchtet hatte, konnten sie zerschießen. 6. Der Kolonialkrieg im allgemeinen. Hierüber sprach sich der Staatssekretär des Kolonialamts (Dr. Solf) aus: Die Briten und Franzosen haben samt den Belgiern den Krieg in die europäischen Kolonien Afrikas getragen. Dadurch haben sie dem Ansehen der weißen Herrenrasse surchtbar geschadet. Deutschland hat nicht den afrikanischen Kolonialkrieg begonnen. Frankreich, England und Belgien haben den Kriegsbrand auch in Afrika entfacht. Deutschland hatte sich auf einen afrikanischen Kolonialkrieg gar nicht vorbereitet.