— 266 — König Karl IX. umarmte sogar den Admiral Coligny, welcher auch zur Hochzeit geladen war, und versicherte, dieser Tag sei der glücklichste seines Lebens. Der größte Theil der Anisen aber sah diese Vermählung mit ge¬ heimem Ingrimm an. Den Hofleuten war vorzüglich die Achtung und Vertraulichkeit des jungen Königs gegen den alten Admiral ein Anstoß. . Selbst die Königin Mutter schöpfte Verdacht; und als einst Coligny gegen ihren Einfluß auf den längst mündig gewordenen König und dessen Regierung einige Worte fallen ließ, schwur sie im Stillen dem Admiral und allen Hugenotten blutige Rache. Einst, als Coligny spät am Abend nach Hause ging, fiel aus dem Fenster eines Hanses ein Schuß, durch welchen ihm der Zeigefinger der rechten Hand zerschmettert und der linke Arm verwundet wurde. Diese meuchelmörderische That erfüllte die Gemüther der Hugenotten mit dem äußersten Schrecken; und nur die innige Theilnahme, welche Karl IX. äußerte, der selbst zu dem Kranken eilte und zu ihm die herzlichen Worte sprach: „Die Verwundung trifft Sie, der Schmerz mich, mein Vater!" — ferner die vielen Anstalten, welche er zur Entdeckung des Mörders machte, vermochten sie wieder zu beruhigen. Dieser mißlungene Versuch auf Coligny's Leben entflammte den Zorn der Königin Mutter nur noch mehr. Sie drang unaufhörlich in ihren Sohn, in eine allgemeine Ermordung der Hugenotten zu willigen. Der König erschrak anfangs, aber man wußte ihn zu überreden; und als Katharina eines Tages im Staatsrathe, zu welchem sie die wüthendsten Hngenottenfeinde versammelt hatte, auf das Feierlichste betheuerte, Coligny habe eine Verschwörung gegen den Thron und gegen alle Katholiken eingeleitet: da erhob sich Karl IX. bestürzt von seinem Sitze und schwur, daß der Admiral und alle Hugenotten sterben sollten. Unverzüglich wurden die Anstalten zu einem allgemeinen Blutbade gemacht. Dem Marschall von Tavannes ward der Auftrag gegeben, die katholischen Bürger von Allem zu unterrichten, und dem jungen Herzog von Guise, für Coligny's Ermordung zu sorgen. Der Herzog wollte auch den König von Navarra und den Prinzen Conds auf die Liste setzen, aber man schenete sich doch, königliches Blnt zu vergießen. Den be¬ nachbarten Katholiken ward befohlen, Hugenotten in ihre Wohnung auf¬ zunehmen, um sie leichter ermorden zu können. Die Vorsteher der Bürger¬ schaft erhielten den Befehl, in Gegenwart des Königs, um Mitternacht ihre Compagnien vor dem Rathhause zu versammeln. — Alle Vor¬ kehrungen zu diesem grausenhaften Ueberfall wurden mit so bewunderungs¬ würdiger Verschwiegenheit getroffen, daß kein Reformirter etwas davon erfuhr. Die Glocke im Louvre sollte das Zeichen geben, und ein weißes Tuch um den linken Arm und ein weißes Kreuz auf dem Hute sollten die Merkzeichen sein, an welchem sich die Katholiken einander erkennen könnten. Jetzt ward es dunkel und unter bangem Herzklopfen erwartete Karl IX. die bestimmte Stunde. Seine Mutter, die beständig um ihn blieb, sprach ihm Muth ein. Man mußte ihm aber doch noch den Befehl zum Läuten der Glocken im Louvre abuöthigen. Als die verhängnißvolle Stunde schlug, eilte blutdürstend der Herzog von Guise nach der Wohnung des kranken