— ' 279 — heißhungrige Schaaren. Aber Wallensteins Laufbahn nahete rasch ihrem Ende. Zur Verwunderung Aller war er nach der Schlacht bei Lützen nach Böhmen gegangen und blieb daselbst in gänzlicher Unthätigkeit, obgleich ihm der Kaiser befohlen hatte, Bayern zu Hilfe zu eisen. Da wurde Kaiser Ferdinand mißtrauisch und entbot einzelne Anführer mit ihren Truppen von Walleu st eins Heere nach Bayern. Dies reizte den stolzen Friedländer. Man sagte ihm bald darauf nach, daß er sich mit Schweden, Sachsen und Frankreich in gefährliche Unterhandlungen _ ein¬ gelassen habe, um sich die böhmische Königskrone zu sichern. Zu diesem Zwecke suchte er sich des Heeres auf alle Fälle zu versichern, indem er zu Pilsen seine Obersten einen Revers unterzeichnen ließ: „ehrbar und getreu bei ihm zu halten." Aber der größte Theil blieb dem Kaiser treu. Als Wal len st ein für seine persönliche Sicherheit fürchten mußte, beschloß er, sich mit wenigen Getreuen in das gut befestigte Eg er zu werfen. Aber er war von Verräthern umgebeu; eine Verschwörung hatte sich gegen ihn gebildet, an deren Spitze die Obersten Buttler, Gordon und Leslie standen. Bei einem Gastmahle, welches Gordon auf dem Schlosse gab, wurden Wallensteins Freunde Jllo, Terzka, Kinsky und Nenmann ermordet. Dann zog ein Hauptmann, Deveronx, mit sechs Mann nach dem Markte, wo Wallenstein wohnte. Dieser hatte sich schon zur Ruhe begeben, und sein Kammer¬ diener traf auf die eindringenden Mörder. Sogleich stießen sie ihn nieder, als er Lärm machen wollte, eilten nach dem Schlafgemach des Friedländers, sprengten die Thür und stürzten hinein. Wallenstein war, von dem Lärmen aufgeschreckt, im Hemde aus dem Bette gestiegen und stand un¬ erschrocken da. „Bist du der Schelm," schreit ihn der Hauptmann an, „der des Kaisers Volk zu dem Feinde überführen und Seiner Majestät die Krone vom Haupte reißen will? Jetzt mußt du sterben!" Wall enstein schweigt bei dieser ungewohnten Anrede. Die Arme weit auseinander haltend, empfängt er in die Brust den tödtlichen Stoß mit der Partisane. Todt fällt er nieder, ohne einen Laut auszustoßen (1634). So waren die beiden größten Kriegsführer vom Schauplatz getreten; aber der Krieg wüthete mit größerer Grausamkeit fort, denn zuvor. Bisher waren die Schweden wegen ihrer Mannszucht gerühmt und die Wallen- steiner wegen ihrer Zügellosigkeit gefürchtet; nach Gustav Adolfs Tode gaben aber die erstem den letztem in dieser Beziehung nichts nach. Im Norden, im Süden, im Osten, im Westen war das deutsche Land bald eine Bente der Schweden, bald der Kaiserlichen, bald der Franzosen. Blutige Schlachten wurden geschlagen bei Nördlingen und Witt stock (1634 und 1636). Große Feldherren führten die Heere an; Gallas und Piccolomini auf Seiten der Kaiserlichen, der Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar, Horn, Satter, Torstenson, Wrangel auf Seiten der Schweden. Alle Welt aber sehnte sich nach Frieden.