— 421 — An dem Kriege aber handelnd Theil zu nehmen war ihm nicht ver¬ gönnt, indem die Regierung in Wiirtemberg an dem Bündnisse mit Napo¬ leon auch noch nach der Schlacht bei Leipzig im Geheimen festhielt und jede Regung des Volksgeistes unterdrückte. Wohl aber nahm er thätigen Antheil an der Feststellung des Rechts in seinem Heimatslande, und der Muth und die Selbstverleugnung, welche er dabei zeigte, sind nicht minder des Kranzes würdig, als das Heldenthum auf dem Schlachtgefilde. Nach¬ dem -.er nämlich in Stuttgart sich als Advocat niedergelassen (hatte, wurde er 1819, durch seine vaterländischen Gedichte und durch einige Aufsätze politischen Inhalts bekannt geworden, als Abgeordneter in die Ständever¬ sammlung Würtembergs gewählt. Als solcher erfüllte er seine Pflichten wie immer sehr gewissenhaft, so daß er selbst an_ seinem Hochzeitstage erst den Versammlungen beiwohnte und, da die Abstimmung sich in die Länge zog, Braut und Gäste warten ließ, bis auch er seine Stimme abgegeben hatte. , Die Verbindung mit Emilie Bischer, Tochter einer sehr angesehe¬ nen Familie Stuttgarts, war für ihn die Quelle reinsten Glücks. Dagegen gewährte ihm sein Beruf als Advocat nicht die rechte Befriedigung, und auch das parlamentarische Wirken entsprach seiner geistigen Eigenthümlichkeit nur ungenügend. So kam es denn, daß er, nachdem zuletzt 1817 sein Drama »Herzog Ernst" und im folgenden Jahre „Ludwig der Bayer" erschienen war, viele Jahre hindurch fast ganz vom poetischen Schaffen ruhete. Nach der ersten Periode landständischer Wirksamkeit beschäftigte sich Uhland mit altdeutscher Literatur und wurde 1829 auf Antrag des Senats der Tübinger Universität zum Professor der deutschen Sprache und Literatur ernannt, womit ihm ein Lieblingswunsch erfüllt wurde. Der Jubel der Studirenden darüber war groß, und Uhl and entsprach nicht nur ihren Erwartungen, er übertraf dieselben fogar; denn was er den Zuhörern bot, war die Frucht langjähriger Forschungen. Nun erschienen auch wieder mehrere neue Dichtungen von ihm, worunter einige seiner vollendetsten waren, wie „Der Waller" — „Bertran de Born" rc. Doch da er 1831 abermals zum Abgeordneten gewählt wurde und man ihm den Urlaub dazu hohem Orts versagte, opferte er seine Stellung, nach der er sich lange gesehnt und in der er volle Befriedigung gefunden, seinen Pflichten, die ihm als Staatsbür¬ ger oblagen, und so stand er als ein Ritter ohne Furcht und Tadel aber¬ mals auf dem parlamentarischen Kampfplatze und verblieb auf demselben bis 1838. Dann nahm er keine Wahl wieder an, sondern lebte fortan seinen Lieblingsstudien in Tübingen, wohin später sein alter Jugendfreund, der Dichter Mayer, versetzt wurde und wo er den Dichter Gustav Schwab, der Landpfarrer war, in seiner Nähe hatte. Mit diesen Freunden, sowie mit einigen Professoren der Universität stand er im regen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Verkehr, ihnen gegenüber war der sonst schweigsame Mann lebendig und mittheilsam. Häufig unternahm er Reisen in die deutschen Lande und in die nahe Schweiz; überall hin war sein Ruhm als Dichter, Forscher und Kämpfer für das Volkswohl vorausgegangen, aber dargebrachte Huldigungen waren dem bescheidenen Manne meistens lästig. Ja, zweimal in seinem Leben wies er sogar Ordensverleihungen kurz und itevs