I B. Brandenburqisch-Preußische Geschichte. 101 6000 Mann unterstellt. Am 7. und 8. Februar kam es bei Pr.-Eylau zu einer blutigen Schlacht. Auf beiden Seiten wurde trotz Schnee und großer Kälte mit Erbitterung und Tapferkeit gestritten. Noch nie hatte Napoleon so heftigen Widerstand gefunden. Besonders machten ihm die preußischen Truppen viel zu schaffen; sie entrissen ihm noch in letzter Stunde den fast errungenen Sieg. Napoleon bot nun Friedrich Wilhelm III. unter sehr günstigen Bedingungen Frieden an. Doch der König lehnte dieses Anerbieten ab, weil er seinem Freunde Alexander von Rußland nicht untreu werden wollte. Napoleon zog sich darauf zunächst hinter die Passarge, dann nach Westpreußen zurück. Die Russen ver¬ folgten ihn nicht, sondern Bennigsen lag mit seinem Heere vier Monate untätig in Ostpreußen und drückte das Land durch große Armeelieferungen, die er ihm auferlegte. Napoleon gewann unterdessen Zeit, sein Heer zu verstärken. Grau- denz wurde zwar vergeblich belagert, aber Danzig mußte sich nach heftiger Gegenwehr ergeben. Dadurch hatte Preußen einen wichtigen Stützpunkt ver¬ loren; für Napoleons Vordringen aber war ein großes Hindernis beseitigt. So zog er bald noch Danzigs Fall mit seinem Heere wieder nach Ostpreußen. Am 14. Juni gelang es ihm, die Russen in der blutigen Schlacht bei Friedland an der Alle gänzlich zu schlagen. Bennigsen entwich mit den Trümmern seines Heeres in der Richtung auf Memel. Napoleon verfolgte ihn, schickte aber einen Teil seiner Truppen gegen Königsberg, um diese wichtige Stadt zu erobern. Dies gelang leicht, weil die kleine Besatzung keine Verteidigung der schlecht be¬ festigten Hauptstadt Ostpreußens wagen konnte. e) Der Friede zu Tilsit. Nach der Schlacht bei Friedland ging der Unglückliche Krieg schnell seinem Ende entgegen. Rußland schloß mit Napoleon Frieden und verließ treulos seinen bisherigen Bundesgenossen in der Stunde der schwersten Not. Friedrich Wilhelm mußte deshalb mit Napoleon zunächst einen Waffenstillstand schließen, dem am 9. Juli 1807 der Friede zu Tilsit folgte. Preußen war gezwungen, alle seine Gebiete westlich von der Elbe an Frankreich und alle ehemals polnischen Länder, außer Westpreußen, an Sachsen abzutreten. Von den bisherigen 320000 qkm mit fast 10 Millionen Bewohnern behielt es nur 160000 qkm mit weniger als 5 Millionen Einwohnern. 'Danzig wurde mit dem umliegenden Gebiete eine freie Stadt; in Wirklichkeit benutzte aber Napoleon diese wichtige Festung als französischen Waffenplatz. Der Stadt Königsberg wurde eine schwere Kriegssteuer auferlegt. Zur Tilgung derselben wurden Stadtobligationen ausgegeben, von denen die letzten erst im Jahre 1900 zur Einlösung kamen. Aus den preußischen Gebieten westlich von der Elbe, zusammen mit Hessen, Braunschweig und einem Teile von Hannover, bildete Napoleon das Königreich Westfalen, das er einem seiner Brüder schenkte. Um den König von Preußen noch besonders zu kränken, erklärte Napoleon aus¬ drücklich, daß er ihm nur aus Achtung vor dem Kaiser von Rußland einen Teil seiner Länder lasse. Dem verarmten Volke wurden 120 Millionen Franken Kriegssteuer auferlegt; Napoleon hat jedoch später selbst erklärt, daß er aus Preußen mehr als 1000 Millionen Franken gezogen habe. Bis zur Zahlung der Kriegssteuer blieben französische Truppen im Lande und mußten unentgeltlich