64 Königreich Preußen. [iß eine Deputation des polnischen Adels zu Napoleon nach Berlin, um seine unbedingte Ergebenheit und seine Hoffnungen auf eine Wiederherstellung Polens auszusprechen. Am 27. No¬ vember zog Napoleon in Warschau ein und wurde mit unge¬ heurem Jubel begrüßt. Im Frieden zuTilsit, am 9. Juli 18 0 7, verlor Preußen von den polnischen Erwerbungen ganz Südpreußen, den südlichen, größeren Teil des Netzedistrikts, das Kulmer Land mit Ausnahme der Festung Graudenz, endlich auch Stadt und Gebiet Danzig und am 10. November im Grenz¬ vergleich zu Elbing Neuschlesien. Aus diesem Gebiete wurde außer dem Kreise Bialystock, der an Rußland fiel, das Groß- herzogtumWarschau geschaffen, und der König Friedrich August von Sachsen, Enkel des letzten polnischen Königs aus dem Hause Wettin, als erblicher Monarch an die Spitze desselben gestellt. Doch als das Gebäude der napoleonischen Welt¬ ordnung zusammenstürzte, ging auch das Großherzogtum War¬ schau in Trümmer. Im Wiener Kongreß (1815) wurde es geteilt. Preußen erhielt einen Teil der 1807 abgetretenen pol¬ nischen Lande zurück. Danzig, das Kulmerland und die Stadt Thorn kamen zur Provinz Preußen; der zum größten Teil wieder¬ erhaltene Netzedistrikt und der westliche Teil von Südpreußen mit Posen und Gnesen wurden zum Großherzogtum Posen, der jetzigen Provinz, zusammengefaßt. Die neue Provinz zählte bei ihrem Wiederanfall an Preußen 526,21 UjMeilen mit 779 000 Einwohnern. In einer Reihe glänzender Feste äußerte sich die freudige Genugthuung der deutschen Bevölkerung über die Wiedervereinigung mit Preußen. ■— Auf die Kunde von Na¬ poleons Wiederkehr von Elba im Frühjahr 1815 brach sich das Gefühl der Zusammengehörigkeit mit dem deutschen Mutterlande in der lebhaftesten Weise Bahn. Freiwillige strömten zu den preußischen Fahnen, und zahlreiche Gaben an Geld und anderen Wertgegenständen gingen für die preußischen Truppen ein. — Noch mehreremal haben unruhige Köpfe das L§nd auf dem Wege der Revolution wieder selbständig machen wollen. Vergeblich; der preußische Adler hält fest, was er gefaßt hat, und zum Besten des Landes, dem der feste Anschluß an deutsche Bildung und Gesittung von den Zeiten des großen Friedrich an zum Segen geworden ist. Tapfer und treu haben dann 1866 und 1870/71 unsere polnischen Krieger in den großen Kriegen Preußens und Deutschlands gefochten, und so soll es immerdar bleiben!