94 Königreich Preußen. [14 erschlagenen Bruders Heinrich und das durch Hessen hin verteilte Erbe Gisos von Gudensberg, so daß er zu Lothars Zeiten einer der mächtigsten Fürsten unserer Heimat war. -Bon seinen Nachfolgern erscheint Ludwig der Eiserne (1140—1172) in mannigfachen Sagen als ein rücksichtsloser Bezwinger des thüringischen Adels, während Landgraf Her¬ mann (1190-1216) seine Residenz, die Wartburg, zum Schauplatze ritterlicher Herrlichkeit und zum willkommenen Zu¬ fluchtsorte der mittelalterlichen Dichter (Heinrich von Veldeke, Walter von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach ac.) machte, Ludwig der Heilige (1216—1227) und dessen Gemahlin, die heilige Elisabeth, durch Gerechtigkeit, Milde und Barm¬ herzigkeit glänzten. Mit Heinrich Raspe, der kurze Zeit als Günstling der päpstlichen Partei Kaiser Friedrich dem II. den ^hrorx streitig machte, starb 1247 das Landgrasenhaus aus. Das Haus der Wettiner, welches an diesem Zeitpunkte den größten Teil des landgräflichen Erbes gewann, stammte aus der Gegend zwischen Eine, Wipper und Unterharz und erwarb schon früh Besitzungen in den germanisierten Slavengauen. Be¬ reits 919 wird ein Ahne dieses Geschlechtes, T hi ad mar, er¬ wähnt; Kaiser Konrad II. belehnte den Grafen Dietrich mit der Niederlausitz (vgl. oben); im 11. Jahrhundert erwarb dieses Haus den Ort Wettin an der Saale und nannte sich nach ihm. Heinrich der Ältere wurde 1089 mit der Mark Meißen belehnt, doch in ihren erblichen Besitz gelangte erst Konrad von Wettin 1123. In einer feierlichen Ver¬ sammlung auf dem Petersberge bei Halle a./S. sehen wir ihn über sein ausgedehntes Erbe selbständig verfügen (1156). Otto der Reiche (1156—1190) legte den Grund zu der Blüte seines Landes, indem er den Ackerbau, die Gewerbe und den Handel eifrig förderte und auch den Silberbergbau des Erz¬ gebirges begann; aber seine Söhne Albrecht der Stolze und Dietrich der Bedrängte führten lange, unheilvolle Kriege mit ihm und untereinander. Dietrichs des Bedrängten Sohn und Nachfolger Heinrich der Erlauchte (1221 — 1288) ge¬ wann nach dem Aussterben der Landgrasen von Thüringen durch einen 7jährigen Krieg mit der Tochter Ludwigs des Heiligen, Sophie von Brabant, welche die Erbschaft für ihren Sohn Heinrich in Anspruch nahm, den ungeschmälerten Besitz von Thüringen; berühmt sind seine glänzenden Turniere zu Nord¬ hausen und Merseburg. Dadurch, daß er schon lange vor seinem Tode das Land unter seine Söhne Albrecht den Ent¬ arteten und Dietrich teilte, entstanden langjährige Wirren in Thüringen. Albrecht der Entartete, der unwürdige Gatte