48. Die Raubkriege und Reunionen Ludwig's XIV. 293 800,000 Livres zu zahlen; der Kurfürst behielt sich jedoch freie Hand vor, falls das Reich angegriffen werden sollte. Leopold ließ dem Reichstage in Regensburg vorstellen, wie viele Unge¬ bühr während des holländischen Krieges die Franzosen gegen das Reich sich erlaubt, daß sie mehrere Länder, namentlich die trierischen und kurpfälzischen, wegen verweigerten Beitrittes ihrer Landesherren zur französischen Allianz, auf das ärgste gemißhandelt und die 10 Reichsstädte im Elsaß, welche gegen die Festsetzung des westfälischen Friedens seit vielen Jahren von Frankreich hart bedrängt worden warnt, nun gar mit Gewalt zur Unterwerfung ge¬ zwungen hätten. So kam ein Reichsgutachten zu Stande, welches die vom Kaiser verlangte Hülfsleistung für nöthig und nützlich erklärte. Köln und Münster traten nun aus dem Bündnisse mit Frankreich unmittelbar in ein Bündniß mit dem Kaiser gegen Frankreich ein, und auch der Kurfürst von Brandenburg schloß ein solches mit dem Kaiser, mit Spanien und den Generalstaaten (1. Juli 1674), indem er sich durch den Ausbruch des Reichs¬ krieges, nach seiner im Vertrage zu Vossem ausdrücklich vorbehaltenen Ver¬ pflichtung gegen das Reich, von den gegen Frankreich eingegangenen Ver¬ pflichtungen für gelöst erklärte. Der Krieg wurde in den Niederlanden von den Holländern und Spa¬ niern unter dem Prinzen Wilhelm von Dramen, dem auch ein kaiserliches Truppencorps untergeben war, gegen den Prinzen Cond6, am Oberrhein von den Kaiserlichen und Reichsvölkern unter Bournonville und dem alten Her¬ zoge Karl (IV.) von Lothringen gegen Turenne geführt. In den Schlachten bei Sinzheim (am 16. Juni) und bei Senef in Brabant (am 11. August) floß viel Blut ohne rechte Entscheidung. Die Überlegenheit der Zahl war auf Seiten der Verbündeten, aber Zwietracht und gegenseitige Eifersucht ihrer Anführer ließ die günstigsten Momente versäumen. Als nun das deutsche Heer am Oberrhein durch die Ankunft der Brandenburger unter ihrem Kurfürsten auf 60,000 Mann verstärkt worden war, entzweite sich Bournonville mit dem Kurfürsten, und obwohl sie in mehreren blutigen Gefechten im Elsaß den Feinden überlegen blieben, zogen sich doch Beide noch im Winter (Januar 1675) über den Rhein zurück. Zu derselben Zeit ließ König Karl XI. von Schweden, um als Bundesgenosse Frankreichs den Kurfürsten von der Theilnahme am Kriege gegen letztere Macht abzuziehen, ein Heer (13,700 Mann) unter Wrangel aus Poinmem in die Mark ein¬ rücken und das Land besetzen, ohne eigentliche Feindseligkeiten zu verüben. Dem Kurfürsten war dieser Anlaß zum Kriege mit den Schweden nicht un¬ willkommen, weil er hoffte, sich mittels desselben ihrer Nachbarschaft zu entledigen und das ihm abgedrungene Pommern wieder zu gewinnen- Er trennte sich sogleich von den Kaiserlichen und nahm seine Quartiere in Fran¬ ken, ließ jedoch unter vielfachen Unterhandlungen und Beschickungen mehrere Monate verstreichen. Die Schweden wurden hierdurch sicher und verfielen