Der Große Kurfürst. - Die Erhebung Preußens zum Königreich. 23 namentlich mit dem zerrissenen Deutschland viele ungerechte Kriege führte. Als er in teuflischer Weise Länder am Rhein verwüsten ließ, trat ihm von allen deutschen Fürsten der Große Kurfürst am entschiedensten entgegen. Darum bewog Ludwig die Schweden, in Brandenburg einzufallen, die hier hausten wie in den Zeiten des Dreißigjährigen Krieges. Die Bauern scharten sich zusammen und schrieben auf ihre Fahnen: „Wir sind Bauern von geringem Gut und dienen unserm Kurfürsten mit unserm Blut!" Doch vermochten sie wenig auszurichten. Im Frühjahr 1675 eilte der Kurfürst vom Maine, wo er Winterquartier ge¬ halten, herbei und traf auf die Schweden bei Fehrbellin am 18. Juni. Er¬ ließ auf einer Anhöhe, die von den Schweden nicht besetzt worden war, seine Kanonen auffahren, stürzte sich an der Spitze einer Reiterschar ins dichte Kampfgetümmel und rief den Soldaten zu: „Getrost, Soldaten! Ich, euer Fürst und jetziger Hauptmann, will siegen oder mit euch sterben!" Seine Soldaten folgten ihm voll Begeisterung. Stallmeister Froben wurde an seiner Seite tödlich ver¬ wundet. Derfflinger führte immer neue Truppen heran, und endlich wichen die Schweden. Obgleich nun Friedrich Wilhelm die Schweden aus Pommern vertrieb und später dieselben in Preußen schlug, so konnte er Vorpommern doch nicht behaupten; denn der mißgünstige Kaiser hatte mit Frankreich Frieden ge¬ schlossen. — Ludwig XIV. nahm mitten im Frieden 1681 Straßburg weg und ließ die Länder am Rhein greulich verwüsten. 4. Des Kurfürsten Ende. 1675 war das schlesische Herzogshaus aus¬ gestorben, aber der Kaiser nahm diese Länder für sich, den Verträgen (§ 16 E. 2) zuwider. — Die vom König Ludwig XIV. bedrängten französischen Protestanten nahm der Kurfürst in seinem Lande auf. 1688 starb er und hinterließ ein Reich von 2000 Quadratmeilen. Er führt mit Recht den Beinamen „der Große", denn er ist der eigentliche Gründer des Preußischen Staates. § 18. Die Erhebung Preußens zuin Königreich. * 1. Dem Großen Kurfürsten folgte sein Sohn Friedrich III. (1688—1713). Er hatte ein Land ererbt, größer als das heutige Bayern, Württemberg und Baden. Er strebte darum nach dem Königstitel. Lange wollte der Kaiser von einer solchen Rangerhöhung nichts wissen. Da er aber in dieser Zeit von den Türken und den Franzosen bedrängt wurde und Brandenburgs Hilfe be¬ durfte, so gab er endlich seine Zustimmung, daß der Kurfürst sich König in Preußen nenne. *2. Die Krönung erfolgte am 18. Januar 1701 zu Königsberg. Ant 17. stiftete Friedrich den Schwarzen Adlerorden. Am Krönungstage legte er königlichen Schmuck an, fetzte sich dann selbst in Gegenwart der Großen seines Landes die goldene Krone aufs Haupt. Darauf zog er mit der Königin und prächtigem Gefolge in die Schloßkirche. Nach Predigt und Gesang erfolgte die Salbung der Majestäten; hierauf bewegte sich der feierliche Zug unter dem Jubel des Volkes nach dem Schlosse zurück, wo ein festliches Krönungsmahl folgte. Unter das Volk wurden für 18 000 Mark Krönungsmünzen verteilt. Ein ganzer Ochse wurde am Spieß gebraten und unter das Volk verteilt, und aus zwei Springbrunnen floß roter und weißer Wein. — Der König nannte sich nun Friedrich I. 3. Friedrichs Regierung war oft verschwenderisch, da er wie die meisten Fürsten seiner Zeit dem verderblichen Vorbilde Ludwigs XIV. folgte. (Lies aber: König Friedrich I. von Gruppe.) Aber er förderte auch Künste und Wissenschaft. Er gründete zu Halle eine Universität und begünstigte August Hermann Francke, den Gründer des Waisenhauses daselbst, in seinen Bestrebungen. Der König ließ das Zeughaus und das Königliche Schloß erbauen und errichtete das Reiter¬ standbild des Großen Kurfürsten.