266 Geschichte der neuen Zeit. kniete nieder und betete an*). Aber das währte nur eine kurze Zeit. Robespierre merkte, daß er das Volk nicht bändigen könne, wenn es sich nicht vor einem unsichtbaren höhern Wesen fürchte. Darum verordnete er: „Von nun an soll wieder ein Gott sein und in allen Kirchen von ihm ge¬ predigt werdenRobespierre's frühere Helfershelfer hatten jedoch nicht mehr Lust, ihm zu gehorchen, sondern wollten lieber selbst regieren. Und da sie sich nun vor des Mächtigen Zorn und Blutdurst fürchteten, kamen sie ihm zuvor und steckten ihn mit feinen Anhängern in's Gefängniß. Robespierre merkte zu gut, daß es nun mit ihm aus fei; aber er wollte doch nicht unter der Guillotine sterben, sondern sich lieber selbst erschießen. Der Schuß fehlte aber und zerschmetterte blos den Kinnbacken. Als nun der schreckliche Mann am folgenden Tage mit 22 feiner Genossen auf elen¬ den Karren nach der Richtstätte hingefahren wurde, und jedermann mit Entsetzen fein zerrissenes Gesicht und die blutbefleckte Brust erblickte, da er¬ kannte man das Strafgericht Gottes. Mit Robespierre horte die Schreckenszeit in Frankreich auf, und eine ruhigere, wenigstens etwas bessere Zeit begann. Nach Kappe. 164. Die Hievotutionskriege. Napoleon Monaparte. Die Verbündeten in Frankreich. Nicht blos Frankreich wurde von der schreck¬ lichen Revolution erschüttert, sondern auch für den größten Therl von Europa gab es jetzt eine Zeit der Trübsal und mannigfaltiger Umwälzungen. Das fing so an. Als in Paris die unglückliche Königsfamilic im Gefängniß schmachtete, suchten sich die andern Fürsten ihrer anzunehmen. Oesterreicher und Preußen drangen ins französische Land, um die Schreckensmänner zur Besinnnng zu bringen und den König zu befreien. _ Anfangs ging es den Verbündeten gut. Als sie aber — namentlich die Preußen — in die Champagne kamen und von stetem Regen die Wege schlecht und die Soldaten krank wurden und dahin starben, auch die Franzosen in ihrem Freiheitstaumel in ungeheuren Massen kriegslustig auf sie losstürzten, da mußten sie umkehren. König Friedrich Wilhelm II. von Preußen schloß (1795) mit der neuen Republik einen Frieden zu Basel. französische Eroberungen. Die Franzosen entrissen aber den Oesterreichern Belgien, eroberten Holland und siegten fast an allen Orten. Ueberall, wohin sie kamen, sagten sie den Leuten: „Völker ihr seid jetzt frei! ihr dürft nun das Glück genießen, es auck so zu machen, wie wir!" Und die es glaubten, standen auf und machten es den Franzosen nach. Viele alte Einrichtungen, gute Sitten, sowie alte Treue und Zucht gingen dabei zu Grunde. Aber die Leute wurden doch nicht frei, sondern trugen das Joch derer, die sich ihre Befreier nannten. Napoleon Bonaparte. Damals fing ein merkwürdiger Mann, Napoleon Bonaparte, an, sich vor allen hervorzuthun. Er war der Sohn eines Edel¬ mannes auf der Insel Corfika. Schon als Knabe bereitete er sich daraus vor, Offizier zu werden, uud wurde es auch in seinen Jünglingsjahren. Da er sich bald durch Muth und Umsicht vor den anderen Offizieren auszeichnete und die verwittwete Nichte eines Machthabers in Frankreich, die edle Iosephine Beauharnais, heiratete, ward er zum General der schlechtesten französischen Armee, der italienischen, erhoben. Siege über die Oesterreicher. Dennoch führte er dieselbe von einem Siege über die Oesterreicher zum andern. Wohin er kam, mußten die Bürger und Bauern ihm und seinen Soldaten große Summen Geldes zahlen; denn sein Grundsatz war: „Der Krieg muß den Krieg ernähren!" Während andere Generale unablässig Geld von Paris verlangten, schickte er solches dahin, und seine Soldaten hatten nebenbei auch vollauf und waren stolz auf ihren siegreichen Führer. Schon (1797) sah sich der deutsche Kaiser Franz II. von Napoleon zum ersten Male zum Frieden ge- *) Jahrzehnte nachher soll diese „Göttin der Vernunft" arm, bloß und wahn¬ sinnig in einem Stalle in Italien gestorben sein.