— 15 — -u einem lichteren Orte durchzudringen/) doch geschah auch das nicht ohne Verluste. Als sie von da aufbrachen, gerieten sie wieder in dichte Waldungen. (Es war schon der dritte Tag, dafj sie so dahinzogen, heftiger Hegen unc starrer Wind überfiel sie wieder und ließ sie weder weiterziehen noch auch sicheren Fuß fassen. Die Germanen waren ihnen an Zahl weit überlegen, denn auch die früher Bedenklichen hatten sich eingefunden. Sie umringten nun die schwächeren Römer und machten sie nieder so daß varus und die angesehensten Führer aus Furcht, lebendig gefangen zu werden, den Entschluß faßten, sich in ihre eigenen Schwerter zu stürzen. Sobald dies besannt wurde, setzte sich keiner weiter zur wehr. Nichts Blutigeres gab es je als das Schlachten dort in den Sumpfen und Wäldern Germaniens, vorzugsweise hatten es die Feinde auf die Sachwalter abgesehen. (Einigen stachen sie die Augen aus, anderen schnitten sie die Hände ab, einem nähten sie den Mund zu, nachdem sie ihm die Zunge ausgerisfen hatten. Diese nahm einer der Germanen in' die Sand und sprach: „Nun höre endlich auf zu zischen, Schlange I" Als Augustus von dieser großen Niederlage Kunde erhielt, war et so nieder¬ geschlagen, daß er mehrere Monate hindurch Haar und Bart wachsen ließ. Bisweilen stieß er den Kopf gegen die Tür und rief dabei aus: ,varus, gib mir die Legionen wiederl' Den Tag der Niederlage beging er alljährlich als einen Tag tiefer Trauer." (Cassius Dio, Florus und Suctonius, römische Geschichtschreiber; gekürzt.) 10. fjermanns Ende. 1. Germaniens. Nach dem Tode des Augustus wurde Tiberius Kaiser in Nom. Er begann noch einmal den Kampf mit den Germanen (14 n. Chr.) und schickte seinen Feldherrn Cäsar Germaniens mit einem gewaltigen Heere in ihr Land. Als dieser einmal gegen die Weser vorrückte, kam er an die Stätte, wo sechs Jahre vorher die Römer geschlagen waren. Haufenweise lagen da die bleichenden Gebeine umher, die Schädel der Geopferten waren an die Bäume genagelt, und zerbrochene Waffen bedeckten den Boden. Germaniens ließ die Gebeine sammeln und mit einem großen Erdhügel bedecken. 2. Segest und Thnsnelda. Hermann versuchte abermals, alle germanischen Stämme zum Kampfe wider die Römer zu entflammen. Aber sie waren vielfach uneinig geworden, und ein Stamm wollte sich dein anderen nicht fügen. Ja, es gab sogar Germanen, die sich durch römisches Geld und römische Schmeicheleien blenden ließen, die Sache ihres Volkes verrieten und den Römern dienten. Der Schlimmste dieser „römischen Partei" war Segest. Er war schon immer Hermanns Gegner gewesen. Als aber Hermann ihm die Tochter Thusnelda geraubt und sie gegen seinen Willen zur Frau genommen hatte, da brach zwischen beiden offene Feindschaft aus. Segest entriß ihm Thusnelda bald wieder und hielt sich mit ihr in einem umschlossenen Hofe verborgen. Hier belagerte ihn Hermann; Segest aber wurde durch die Römer befreit und stellte sich mit seiner Tochter und seinem ganzen Hanse unter ihren Schutz. Hermann bot alles auf, um Thusuelda aus den Händen der Römer frei zu machen. Wohl besiegte er noch mehrmals die Feinde, aber Thusnelda sah er nicht wieder. Sie war mit nach Rom gekommen. Als Germaniens einige Jahre später in Rom feinen Siegeseinzng hielt, schritt Thusnelda in Ketten als Gefangene mit ihrem zwei Jahr alten Söhnchen dem Siegeswagen des Feldherrn voran. Der treulose Segest aber schaute von einem Ehrenplatze herab der Schmach feiner Tochter und feines Enkels zu. 3. Hermanns Tod. Uneinigkeit und Neid nahmen unter den germanischen Fürsten immer mehr zu. Ihr Freiheitsstolz konnte es nicht ertragen, daß einer *) Wahrscheinlich Bei Detmold.