bis zum Ende des Zwischenreiches. 189 schmähten nun bald die schlichte Tracht der Väter und fingen an, sich reicher zu kleiden, Waffen zu tragen, sich wie die Ritter zu ge¬ bärde«. Das ärgerte die Ritter, zumal wenn sie nicht mit Glücks¬ gütern gesegnet waren, und sie machten sich über die prahlenden Bauern lustig. Die Bauern trugen nun bis auf die Schultern herabwallende Haare, die des Nachts gewickelt wurden, damit sie desto krauser und lockiger aussahen. Auf das Haupt setzteu sie eine Haube, die mit Seide von kunstreicher Hand gestickt war. An der Haube hingen Schnüre, an deren Enden Muskatnüsse, Pfeffer, Nelken u. s. w. des Wohlgeruchs wegen eingeknüpft waren; roemt der Bauernbursche tanzte, flogen ihm die Schnüre um den Kopf und konnten leicht die Tänzerin verletzen. Das Wams des Bauern war reich mit Knöpfen, oft mit silbernen oder vergoldeten besetzt. Ein breiter Gürtel umspannte die Taille; an ihm hingen Täschchen aus Seidenstoff mit Näschereien nnd Wohlgerüchen. Am liebsten aber hingen die Bauern an den Gürtel das Schwert und den Dolch oder ein Einschlagmesser. Wohl auch Sporen legte der Bauer zum Tanzen an. Mit den Vornehmen teilten die Bauern die Liebhaberei für Schellen; ein rechter Staatsrock mußte mit vielen Schellen benäht sein. Wenn der bäuerliche Stutzer dann zum Tanze ging, zog er auch noch Handschuhe an und war nun sicher, den Neid aller andern Burschen zu erregen, die nicht so schön gekleidet, vielleicht in altvaterischer Tracht dem Feste beiwohnten. Un¬ widerstehlich dünkte er sich, wenn er gar in voller Rüstung zum Tanze erschien. Den Rittern fiel es nicht ein, im Eisenharnisch mit dem Helme auf dem Haupte zum Tanzen zu gehen, aber der Bauer, dem so lange das Tragen der Waffen untersagt gewesen war, kam sich selbst erst recht schön und bedeutend vor, wenn er vom Kopfe bis zum Fuße gewappnet war; bei den häufigen Schlägereien war ein fester Stahlhut, ein starkes Wams immmerhin ein leidlicher Schutz. Auch die Bauernmädchen putzten sich auf das schönste heraus. Beim Tanze trugen sie einen Spiegel, der an einer Schnur an der Seite herabhing und oft in Schnitzwerk eingefaßt war. Schon seit den ältesten Zeiten hat das Baden und Schwimmen eine bedeutende Stelle in der Tagelust der germanischen Stämme ein¬ genommen ; es galt für eine wahre Freude und Wohlthat. Aber nicht bloß, um die Glieder zu erfrischen, warfen sich die germanischen Männer in die Fluten, sondern sie bildeten sich auch zu tüchtigen Schwimmern und Tauchern aus. Neben dem kalten liebte man auch das warme Bad in Kufen oder Wannen.