Friedrich der Große 1740—1786. 491 Olmütz, doch mußte er die Belagerung aufheben, weil ihm die Öster¬ reicher einen aus Schlesien kommenden Zug von 4000 Wagen mit Pulver und Blei, Bomben, Mehl, Hafer, Bier, Branntwein und Tabak, sowie einer bedeutenden Summe Geldes wegnahmen. Wider Erwarten der Feinde zog König Friedrich nach Böhmen, um sich über Niederschlesien gegen die Russen zu wenden, die auf Küstriu zu mar¬ schierten. Er schlug dieselben in einer äußerst blutigen Schlacht am 25. August bei Zorndorf. Die Schlacht war durch das rechtzeitige Eingreifen des Generals Seydlitz gewonnen worden. Auch vom west¬ lichen Kriegsschauplatz, wo unter der Führung des Herzogs von Braun¬ schweig ein neues Heer gebildet worden war, trafen zuerst günstige Nachrichten ein, indem die Franzosen bis an den Rhein zurückgedrängt und bei Crefeld geschlagen worden waren; doch mußte sich Ferdinand vor der Übermacht der Feinde nach Braunschweig zurückziehen. Nach dem Siege bei Zorndorf eilte der König nach Sachsen, wohin sich Dann und die Reichstruppen gewendet hatten. Östlich von Bautzen bezog Friedrich ein Lager bei Hochkirch, wo ihn Daun am 14. Oktober überfiel und schlug, wobei Friedrich schweren Verlust an Mannschaften, Geschützen, Fahnen, Zelten und Gepäckwagen erlitt. Zu diesem Verlust sollte er noch einen schweren persönlichen erleiden, indem seine von ihm zärtlich geliebte Sckwester am Tage seines Un¬ glücks bei Hochkirch gestorben war. Friedrich brach Ende Oktober nach Oberschlesien aus, um die Festungen Neisse und Koset zu befreien. Da ereilte ihn unterwegs die gute Nachricht, daß beide Festungen gerettet seien, und er zog nach Sachsen zurück. Friedrich hatte am Ende des Jahres Schlesien und Sachsen behauptet. Am Ende des Jahres schrieb er aus Breslau an den Marquis d'Argens: „Ich bin dies Leben satt, der ewige Jude selbst war nicht so lebensmüde, wie ich es bin. Ich habe alles verloren, was ich geliebt und geachtet habe auf der Welt; was mich umgiebt, sind Unglückliche, denen zu helfen mir das Elend der Zeit un¬ möglich macht. Noch verfolgt mich der Anblick des Ruins unserer schönsten Provinzen und der Greuel, die dort von Tieren in Menschengestalt verübt worden sind. Fast bin ich dahin gekommen, auf meine alten Tage den Theaterkönig spielen zu müssen, und solche Lage, das werden Sie zugeben, ist nicht dazu angethan, um mit ihren Reizen die Seele eines Philosophen ans Leben zu fesseln. Von Geschäften und voy Ekel erdrückt, führe ich das Leben eines Wüstenheiligen."